Gestern fand im vollen Bullingersaal der Kirchgemeinde Hard die Information der Mieterinnen und Mieter der „Stephan à Porta-Stiftung“ statt, die in der Siedlung Hohl-/Eglistrasse hinter dem Hardplatz leben. Die Stiftung hat ihnen am 5. Februar 2018 die Kündigung per 30. September 2019 zugestellt. An die Mieterinformation kamen gegen 200 Menschen, darunter sehr viele ältere Personen sowie alleinerziehende Mütter. Unter ihnen war auch unser ehemaliger Kollege alt-Gemeinderat Hans Bachmann.
Die Mitteilungen des Geschäftsleiters der à-Porta-Stiftung und des Architekten waren wenig erbaulich. Die beiden bestehenden U-förmigen Gebäude sollen durch gleichartige Baukörper ersetzt werden. Die 200 Wohnungen – mehrheitlich 2,5- und 3,5-Zimmerwohnungen – werden durch rund 115 grössere Familienwohnungen und 35 Kleinwohnungen ersetzt. Die Bruttomieten der Familienwohnungen betragen trotz geringer Wohnflächen (80 bis 100 qm), eigenem Bauland und rekordtiefen Zinssätzen stolze 2000 bis 2450 Franken.
Das Angebot der Stiftung, nach drei Jahren Bauzeit in die neue Siedlung zurückzukehren, wird nur für ganz wenige Mieterinnen und Mieter eine Option sein. Im Neubau wird es 50 Wohnungen weniger geben. Und diese sind weder vom Preis noch von der Zimmerzahl her mit den Bedürfnissen der heutigen Mieter kompatibel.
Die anwesenden Stiftungsvertreter machten zudem klar, dass sie nur wenigen Mietern eine Ersatzwohnung in einer anderen à-Porta-Siedlung anbieten können. Das Angebot an freiwerdenden Wohnungen ist klein. Und auch in anderen, noch nicht sanierten Siedlungen plant die Stiftung tiefgreifende Eingriffe, die Siedlung Rötelstrasse soll abgerissen werden.
Verantwortlich für die à-Porta-Stiftung ist der fünfköpfige Stiftungsrat. Neben der Vertretung Familie des Stiftungsgründers (Präsidentin) sind dies die beiden reformierten Pfarrer Christoph Sigrist (Grossmünster) und Andreas Peter (Neumünster), sowie zwei Abgeordnete der Stadt Zürich – die Vizedirektorin des Amts für Städtebau Ursula Müller und Stadtrat Daniel Leupi als Vizepräsident der Stiftung.
Offen ist, wie weit der Stiftungsrat in die Planung Eglistrasse involviert war. Klar ist aufgrund der gestern bekanntgewordenen Fakten aber: Es braucht dringend eine Intervention, wenn Stadt und Kirche nicht die Mitverantwortung für einen Umbau des Bullingerquartiers übernehmen wollen, in dem es nur noch für wenige der bisherigen Mieterinnen und Mieter Platz hat.
Eckpunkte einer solchen Intervention sind:
- Die Überprüfung des Bauprogramms: Der Fokus auf Familienwohnungen mag aus Sicht der Stif-tung, die viele Kleinwohnungen hat, Sinn machen. Den Bedürfnissen der Bewohner/-innen, des Quartiers und der Stadt wird man damit nicht gerecht.
- Die Etappierung des Bauprojekts: Ein wesentlicher Teil der sozialen Härte könnte aufgefangen werden, wenn die 200 Wohnungen nicht auf einen Tätsch abgerissen werden.
- Die Erstreckung der Auszugsfrist: Im Bullingerquartier werden viele gemeinnützige Wohnungen abgerissen. Um den Mieterinnen und Mietern eine Chance zu geben, im Quartier zu bleiben, muss man ihnen mehr Zeit lassen, um etwas Neues zu finden.
Dienlich wäre zudem eine verbindliche Zusicherung von Finanzvorstand Daniel Leupi, dass auch für die Mieterinnen und Mieter der à-Porta-Stiftung gilt, was gemeinnützige Bauträger als Standard haben: Dass allen Mieterinnen und Mietern der Siedlung an der Eglistrasse zumutbare Ersatzobjekte angeboten werden.
Zürich, 28. Februar 2018