Wer ein Ohr offen hat für die Nöte der Schulen, kennt die Klagen über die Immo. Jetzt wagt eine Schule den Aufstand. Im Schulhaus Allenmoos wehren sich Elternrat und Schulleitung gegen die von der Immobilienabteilung der Stadt verordnete Platzierung eines Pavillons auf den Schulhausplatz. Den Schülerinnen und Schülern bleibe zu wenig Raum für Bewegung. Die Planer hätten die Argumente der Grünraum- und Denkmalschützer zu hoch gewichtet. Pädagogische und organisatorische Einwände der Schule seien nicht ernst genommen worden.
Was Schulräumen im Weg steht
Das Allenmoos ist Chiffre einer Misere, für die der Stadtrat die Verantwortung trägt. Statt „Schulraum first“ hält man bei der Investitionsplanung eisern an lieb gewordenen Steckenpferden der Vergangenheit fest. Es sind Leuchtturmprojekte, die 2000-Watt-Politik, überzogene ästhetische Ansprüche und die lange Zeit gepflegte Angst, den Immobilieninvestoren zu stark auf die Zehen zu trampeln, die dem Bau von Schulräumen im Weg stehen.
Die Folgen sind heftig. Nehmen wir den Schulkreises Letzi als Beispiel. Als 2008 die von den Grundeigentümern gewünschte Umzonung des Zollfreilagers beschlossen wurde, war der Bau eines Schulhauses kein Thema. 2012 hat die AL mit einer Motion die Planung dieses Schulhauses verlangen müssen. 2023 soll es bezogen werden. Bis dann werden die Kinder der neuen Siedlungen in acht Pavillons zu Schule gehen, die die Freiräume der benachbarten Schulanlagen In der Ey/Triemli und Untermoos verstellen. Weil das neue Schulhaus Freilager schon bei der Eröffnung zu klein sein wird, werden diese Pavillons auch nach 2023 stehen bleiben.
Lernkurve flach
Konnten die Gebietsplaner der Stadt im Schulkreis Letzi aus der Erfahrung Freilager die nötigen Schlüsse ziehen? Nein. Im Einzugsgebiet des Schulhauses Kappeli in Altstetten rechnet man bis 2022 mit dem Bezug von 1082 neuen Wohnungen. Fast 700 Kinder werden in diesen Wohnungen leben. Das sind 25 bis 30 Schulklassen. Für das neue Schulhaus, das Platz für maximal 12 Schulklassen schaffen soll, sucht die Stadt immer noch den geeigneten Standort. Alle wissen, dass dieses Schulhaus nicht wie geplant im Jahr 2025 bereitstehen wird.
„Kappeli“ ist kein Einzelfall. Hinter vorgehaltener Hand wird in den Schulpflegen bereits darüber diskutiert, dass Klassen vergrössert werden müssen – nicht wegen Geldmangel, sondern weil die Schulzimmer fehlen. Schon heute klar ist, dass das Projekt Tagesschule 2025 nicht wie geplant umgesetzt werden kann. 2025 werden nicht genügend Räume für die Betreuung bereitstehen.
Strukturelle Fragen klären
Die Lage ist bedrohlich ist. Deshalb muss – wer die Raumnot der Schulen beheben will – über strukturelle Fragen reden.
- 30 Millionen Franken gibt die Immo jedes Jahr für Planung aus. Mit diesen müssen in den nächsten zehn Jahren Neubauten und nicht Sanierungen geplant werden.
- 10 Jahre vergehen zwischen Planungsstart und Bezug eines Schulhauses. Wenn das Hochbaudepartement nicht in der Lage ist, diesen Prozess zu verkürzen, muss die Zusammenarbeit mit privaten Bauherren geprüft werden.
- Dass Schulen auch Kleinstprojekte über die Immo abwickeln müssen, macht keinen Sinn. Schulen sollen mehr Handlungsspielraum und mehr Kompetenzen in baulichen Fragen erhalten.
Walter Angst, Gemeinderat AL, zuerst erschienen im “Forum der Parteien” im Tagblatt