Heute ist der internationale Frauenkampftag. Heute ist einer der wenigen Tage, an dem ausgiebig über Geschlechtergerechtigkeit gesprochen werden darf. In Geschlechtergerechtigkeits-Debatten sprechen wir oft nur über geschlechtsspezifische Ungerechtigkeiten, die wir mit Zahlen belegen können. Wir sprechen darüber, dass es weniger Frauen in Kaderpositionen und in der Politik gibt oder über geschlechtsspezifische Lohnunterschiede. Viel zu selten wird über Alltagssexismus gesprochen. Über die Sachen, die nicht klar belegbar sind, aber einen fahlen Beigeschmack hinterlassen.
Wenn Männer Frauen die Welt erklären
Natürlich ist es wichtig aufzuzeigen, dass im Zürcher Gemeinderat momentan nur 32 der 125 Sitze von Frauen besetzt sind. Aber wie oft kommt es in diesem Saal vor, dass in einer Debatte zwei Frauen nacheinander das Wort ergreifen? Studien belegen, dass der Redeanteil von Männern in Meetings bedeutend höher ist, als der von Frauen. Frauen werden bei Vorträgen zweimal so oft unterbrochen wie Männer. Frauen erledigen öfter Sekretariatsaufgaben, auch wenn diese nicht zu ihrem Jobprofil gehören. In Australien wurde das Wort „mansplaining“ 2014 zum Wort des Jahres gekürt. „mansplaining“ beschreibt das Phänomen, wenn ein Mann herablassend mit einer Frau über ein Thema spricht, von dem er nur unvollständige Kenntnisse hat. Wir würden mal behaupten, dass fast alle Frauen diese Situationen kennen. Und damit wir uns richtig verstehen, unsere Kritik richtet sich nicht an die bürgerlichen Männer, nein, wir sprechen ebenso mit den Männern in den linken Reihen.
Es gibt noch viel zu tun
In den Medien sind frauenverachtende Artikel alltäglich. In der Basler Zeitung gelten „manipulative Subversion, berechnendes Zögern, unglaubliche Behauptungen und strategische Missachtung des gesunden Menschenverstandes“ als weibliche Eigenschaften. Viel zu oft wird nur die männliche Form eines Begriffs verwendet. Wir haben mindestens genauso das Recht nicht nur implizit mitgedacht zu werden, wir wollen explizit erwähnt werden! Geschlechtergerechtigkeit ist nicht erreicht, wenn es für Frauen möglich ist „alles zu haben“. Denn alles zu haben bedeutet heute immer noch, dass Frauen die ganze Arbeit haben: Sie dürfen Windeln wechseln und Karriere machen. Männer und Frauen sind seit 1981 laut Bundesverfassung gesetzlich gleichgestellt. Die Praxis lässt aber noch zu wünschen übrig.
Deswegen laden wir alle Frauen hier ein, sich an diesem Samstag, 11.März um 13:30 Uhr beim Hechtplatz für ein gleichberechtigtes und selbstbestimmtes Leben in einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung einzusetzen.
Fraktionserklärung als PDF
Wenn Männer Frauen die Welt erklären…
Auf dem Weg zu Gleichberechtigung gibt es noch sehr viel mehr als nur das Offensichtlichste zu erledigen. Die AL spricht es in ihrer Fraktionserklärung an, fordert gleiches Recht, will explizite Erwähnung für Frauen und ruft für den 11. März für Frauen-Demo auf.