Rasantes Wachstum
Die Einwohnerzahl Dietikons nahm vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren sehr schnell zu. Für die Verdoppelung von 10‘000 auf 20‘000 benötigte Dietikon gerade neun Jahre. In dieser Zeit wurde das Gemeindeparlament eingeführt. Seit 1970 nennt sich Dietikon Stadt und hat einen vollamtlichen Stadtpräsidenten. Die Siedlungen aus jener Zeit entsprechen oft den Vorstellungen der Gartenstadt, wie wir sie z.B. aus Schwamendingen kennen. Allerdings ist der Anteil der Genossenschaftswohnungen ausserordentlich klein. Anfang der 1970er-Jahre erreichte die Einwohnerzahl einen vorläufigen Höhepunkt und nimmt erst in den letzten Jahren wieder zu. Die Einwohner von Dietikon leben in der Regel in eher bescheidenen Verhältnissen. Die Stadt hat nicht nur hat den höchsten prozentualen Anteil von Sozialhilfeempfängerinnen und -empfängern im ganzen Kanton, auch sonst findet man viele Familien mit geringem Einkommen und Rentnerinnen und Rentner mit kleiner Rente.
Unerschwingliche Neubauwohnungen
Die Liegenschaften aus den 1950er- und 1960er-Jahren stehen vor einer Erneuerung. Wie das Beispiel Sonnenhof zeigt, ist auch mit der heutigen Bauordnung eine höhere Ausnutzung möglich. Und wie man dort sehen kann, werden solche Liegenschaften nicht saniert, sondern durch einen Neubau ersetzt. Diese Entwicklung beobachtet man in der ganzen Agglomeration und sie macht auch vor den Genossenschaftssiedlungen nicht Halt. Die neuen Wohnungen sind allerdings auch ohne luxuriösen Ausbaustandard wesentlich teurer als die bisherigen und damit für die bisherigen Mieterinnen und Mieter unerschwinglich. In manchen Kreisen wird dies positiv beurteilt. Dort will man Leute mit höherem Einkommen und bessere Steuerzahler anziehen. Und schiebt beiseite, dass auch Wenigverdienende brav ihre Steuern bezahlt, ihre Kinder grossgezogen und sich oft aktiv am Stadtleben beteiligt haben. Für sie muss in unserer Stadt weiterhin Platz bleiben.
Bestimmt ist es nicht wünschenswert, dass unsere Stadt zu einem Getto von Sozialhilfebezügerinnen und – bezügern wird. Ebensowenig, wie ein Getto der Gutverdienenden entstehen sollte. Ich hätte meine Kinder nicht in Uitikon aufwachsen lassen wollen – einem Ort, von dem mir eine Lehrerin sagte, sie habe selten so arrogante Kinder angetroffen. Für diese sei die Lehrperson der letzte Lakai, der gefälligst dafür sorgen soll, dass die Kinder ins Gymnasium kämen. Da wünsche ich mir eine Gemeinde mit einer guten Durchmischung.
Limmattalbahn bringt grosse Veränderungen
Dietikon steht vor grossen Weichenstellungen. Mit der Limmattalbahn erhält es ein attraktives öffentliches Verkehrsmittel. Die Bau- und Zonenordnung soll revidiert werden. Entlang der Bahn ist verdichtetes Bauen geplant. Daneben ist auch ein Hochhauskonzept vorgesehen.
Die AL fordert, dass im erneuerten Dietikon ein ansehnlicher Anteil preisgünstiger Wohnraum entsteht. Der Genossenschaftsanteil muss unbedingt erhöht werden, auch sind mehr subventionierte Wohnungen nötig. Verdichtung darf nicht auf Kosten der Wohnlichkeit unserer Stadt geschehen, darum brauchen wir einen hohen Anteil an Freiflächen mit Parks.
Die grossen Planungsgewinne, die Private dank dem Bau der vom Kanton finanzierten Limmattalbahn erzielen werden, müssen mit Auflagen bei der Neugestaltung der Gebiete entlang der Bahn abgegolten werden.
Der Bau der Limmattalbahn wird noch zu vielen Detaildiskussionen führen. Ihr Betrieb wurde inzwischen der Aargauer Bremgarten-Dietikon Bahn übertragen. Daher benötigt die Bahn unbedingt ein Depot. Die VBZ als Betreiberin hätte wenigstens vorläufig auf ein separates Depot verzichten können. Ursprünglich war als Standort das Gebiet Asp auf Aargauer Boden vorgesehen.
Nachdem der Kanton Aargau diesen Standort abgelehnt hat, berät der Zürcher Kantonsrat nun über einen Depotstandort im landwirtschaftlich genutzten Müsli auf Dietiker Boden, obwohl dieser Standort nicht direkt an der Limmattalbahn liegt.
Ernst Joss, Gemeinderat