Am 18. Mai 2014 hat Zürich Ja gesagt zum 50-Millionen-Rahmenkredit für den Bau von Schulpavillons. Damals sagten die Experten, dass mit den geplanten 16 Dreifachpavillons der Schulraumbedarf bis 2020 gedeckt werden könne.
Seit November ist klar, dass die 50 Millionen schon Anfang 2017 aufgebraucht sindsein werden. Anfang Februar mussten die zuständigen Departemente der Gemeinderatskommission das ganze Ausmass des Debakels auf den Tisch legen. Weil der Bau von Schulhäusern nur schleppend vorangeht, muss die Pavillonflotte der Stadt bis 2023 um weitere 28 Dreifacheinheiten erhöht werden.
Gemäss neuem Plan wird die Stadt Zürich 2023 87 Pavillonbauten im Einsatz haben. Das entspricht rund 400 Klassenzimmern. Wenn man bedenkt, dass es 2023 in der ganzen Stadt Zürich insgesamt rund 1600 Schulklassen geben wird (Kindergärten eingerechnet), sind 400 Pavillon-Klassenzimmer eine stolze Zahl.
Aus den Schulkreisen dringen derweil die Detailinformationen, welche Konsequenzen der Baustau beim Schulraum bereits hat. Um Klassenzimmer bereitstellen zu können, werden heute schon Bibliotheken und Werkräume aufgelöst. Weil der Zusatzbedarf mit Pavillons nicht mehr gedeckt werden kann (der Lieferant kann pro Jahr nur sechs Dreifacheinheiten liefern), muss auf Mietlösungen und Baucontainer ausgewichen werden. Um während der Sanierung der Schulhäuser Halde und Gubel Schule gebenUnterricht halten zu können, wird in Oerlikon bis im Sommer Zürichs erstes Schulcontainer-Provisorium aufgestellt.
Doch woran krankt die Zürcher Schulraumplanung? Und wie könnte Abhilfe geschaffen werden?
- Die Zürcher Schulraumplanung ist ein bürokratisches Chaos, an dem vier Departemente, sechs Ämter und sieben Schulkreise werken – und sich gegenseitig die Verantwortung in die Schuhe schieben, wenn etwas nicht klappt.
- Vom Start der Planung bis zum Bezug eines Schulhauses vergehen in der Stadt Zürich mindestens zehn Jahre. Mindestens vier Jahre dauert allein die Planung. Trotzdem wird eisern daran festgehalten, dass Zürcher Schulhäuser nur nach der Durchführung von aufwändigen offenen Wettbewerben gebaut werden könnten.
- Obwohl man seit einigen Jahren davon ausgeht, dass Zürich in fünfundzwanzig Jahren 60‘000 Einwohner mehr haben wird, vergessen die Planungsstäbe auch heute noch, Bauland für den benötigten Schulraum zu sichern. So ist etwa vor kurzem städtisches Bauland beim Schulhaus Käferholz, das heute für den Ausbau des Oberstufenschulhauses hoch willkommen wäre, für den Wohnungsbau freigegeben worden.
- Und der Stadtrat? Er hat es verpasst, die Weichen bei der Investitionsplanung umzustellen. Am Investitionsplafonds für Hochbauten wird genauso eisern festgehalten, wie am angesichts des Wachstums der Schülerzahlen absurd wirkenden Grundsatz, dass 60 Prozent der Mittel für die Sanierung bestehender Schulen und nicht für Neubauten eingesetzt werden müssen.
Zwei Fragen bleiben: Wer zieht die Reissleine? Und wann? Wer Kollateralschäden verhindern will, muss sich wünschen, dass das rasch passiert. Eines der ersten Opfer des Zürcher Schulraum-Staus könnte nämlich das vor gut einem Jahr aufgegleiste Projekt sein, das 2025 in der flächendeckenden Einführung von Tagesschulen münden soll. Denn auch für Tagesschulen braucht es Räume.
(P.S. vom 18. März 2016) Meh-Biss-Kolumne als PDF Interpellation der AL-Fraktion zur Schulraumplanung (GR 2016/53)