Höhere Motivation, stärkere Loyalität und grössere Einsatzbereitschaft sind die angenehmen Nebenwirkungen davon. Eine Studie mit Beteiligung von Migros, Novartis, Raiffeisenbanken und Post hat den sogenannten return on investment auf 8% berechnet: 100 Franken für die Kinderbetreuung zahlt sich mit 108 Franken für das Unternehmen aus.
Bürgerliche gegen Lippenbekenntnisse ab…
Soweit die ökonomischen Fakten. In der politischen Theorie fordern auch die bürgerlichen Parteien regelmässig die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, beklagen den Fachkräftemangel und das Fehlen von Teilzeitangeboten auch auf Kaderebene. „Erwerbsarbeit muss sich lohnen“ verkündete etwa die GLP an ihrem Parteitag. Tatsache ist jedoch, dass die Kinderbetreuung, wenn sie nicht subventioniert ist, oftmals fast das ganze Einkommen des niedrigeren Pensums – meistens das der Frau – wegfrisst. Wenn eine Familie bis zu 23% des Einkommens dafür aufbringen muss, kommen viele zum Schluss, dass sich die Arbeit nicht lohnt und es günstiger ist, wenn ein Elternteil – meistens die Frau – zuhause bleibt. Dies ist ein volkswirtschaftlicher Unsinn! Es darf nicht sein, dass die Frauen ihre erlernten Qualifikationen nicht einbringen können, wenn sie Mütter werden, weil sich ihre Arbeit finanziell nicht lohnt.
…und legen die Hände in den Schoss
Die bürgerlichen Parteien, der Regierungsrat und die Mehrheit des Kantonsrats sehen keinen Handlungsbedarf. Sie berufen sich darauf, dass das Volksschul- und das Jugendhilfegesetz die Gemeinden ja beauftragen, ein «bedarfsgerechtes Angebot» an familienergänzender Kinderbetreuung anzubieten. Allerdings, und das ist entscheidend, ohne die Finanzierung zu regeln. Diese wird allein den Eltern und den Gemeinden aufgebürdet.
Solidarisches Modell: Eltern, Gemeinden und Firmen
Diesen Missstand will die kantonale Volksinitiative «Bezahlbare Kinderbetreuung für alle» der AL beheben, die im September 2016 zur Abstimmung kommt. Sie schlägt ein partnerschaftliches Drei-Säulen-Modell vor: Neben Eltern und Gemeinden sollen neu auch die Unternehmen zur Finanzierung beitragen, indem sie mindestens 2 Promille der Lohnsumme in einen Betreuungsfonds einzahlen. Firmen, die heute schon in die Kinderbetreuung investieren, können sich ihren Beitrag anrechnen lassen. Kleinere Unternehmen, die sich keine eigene Krippe leisten können, profitieren davon, dass ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Krippenplätze zu tragbaren Bedingungen zur Verfügung stehen. Partnerschaftliche Betreuungsfonds mit finanzieller Beteiligung der Unternehmen bestehen und funktionieren erfolgreich bereits in den welschen Kantonen Waadt, Neuenburg und Freiburg.
Dayana Mordasini
Mehr Infos: PDF Forum der Parteien vom 23. März 2016