In Zeiten von zunehmenden Schüler- und Studierendenzahlen, steigenden Ansprüchen an
Bildungssysteme und Forderungen nach Umsetzung von Reformen, in Zeiten, in denen sich der Wissensstandort Zürich in den Hochschulgebieten baulich erneuern und aufrüsten will, sind von Bund und Kanton geschnürte Sparpakete, die sich direkt oder indirekt auf die Qualität von Wissensvermittlung auswirken, nicht nur kurzsichtig, sie sind absurd.
Im Bewusstsein einer der wohlhabendsten Gesellschaften der Welt , die sich immer wieder als aufgeklärt, modern und fortschrittlich bezeichnet, sollte verankert sein, dass jeder Tag des Jahres auch ein Tag der Bildung ist. In einem Staat wie der Schweiz muss allen seinen Bewohnerinnen und Bewohnern der Zugang zur bestmöglichen Bildung garantiert sein. Tatsächlich würde niemand in diesem Land behaupten, dass Bildung unwichtig sei. Auch würde niemand verneinen, dass ein gutes öffentliches Bildungssystem und solide Ausbildungsstätten in der Schweiz die wahrscheinlich wichtigsten Garanten für den sozialen Zusammenhalt und eine funktionierende Wirtschaft sind.
Vor noch nicht allzu langer Zeit war unser Bildungssystem eine heilige Kuh, der man gab, was sie brauchte. Das war gut so. Leider hat sich dieses Selbstverständnis geändert. Seit ein paar Jahrzehnten haben solvente Investoren und ihre politischen Lobbys die Bildungslandschaft als Saatfeld für ihre Millionen entdeckt. Diese argumentieren über den Wert von Bildung ähnlich wie Nestlé-Brabeck über das Wasser: Alles muss seinen Preis haben. Jedes Mal, wenn der Staat ein Sparpaket schnürt, verschachert er ein Stück dieser Bildungslandschaft an den freien Markt. Dieser verwandelt es in Gold oder scheidet es als unrentabel aus. So wie der Mensch immer mehr ökonomisiert wird, werden Bildungsstätten auf diese Weise zu Produkteregalen im Supermarkt des Neoliberalismus, von denen man sich nur bedienen darf, wenn man es sich leisten kann. Auf der Strecke bleibt als Allererstes die Chancengleichheit.
Dieser Entwicklung, die durch absolut unnötige Sparpakete weiter verschärft wird, muss einiges mehr entgegen gesetzt werden als ein Tag der Bildung.