Der Stadtrat will nämlich sein Portfolio an Gewerberäumen neu aufteilen und dort wo er gerne Marktmiete statt Kostenmiete einnehmen würde, hat er den angestammten Mietern gekündigt, um höhere Mieteinnahmen zu erzielen. Die Einreichung von Offerten legt nahe, dass die Stadt Zürich die Lokale dannzumal an die Meistbietenden vermieten möchte.
Das lokale Gewerbe ist unter Druck
Gewerbetreibende und das ist wahrlich keine neue Erkenntnis haben es in der Stadt Zürich nicht einfach: Neben Verwaltungsgebühren und einer grossen Regelungsdichte haben sie insbesondere unter den hohen Mietzinssteigerungen der letzten Jahrzehnte zu kämpfen. So haben vielerorts Gewerbetreibende die Stadt verlassen müssen und sind in die mehr oder minder benachbarte Agglomeration gezogen oder sind gerade ganz eingegangen. Das ist weder für das Gewerbe gut noch für die Stadtbevölkerung. Quartiernahes Gewerbe belebt die Stadt und führt zu weniger Einkaufs- und Pendlerverkehr. Dies gilt auch und gerade für zentrumsnahe Gewerberäume. Natürlich sind an und in der Nähe der Bahnhofstrasse höhere Einnahmen für die Stadtkasse zu erwirtschaften als bei der Kostenmiete aber der wahre Preis dafür ist hoch: Ein Einheitsbrei von internationalen Grossmarken-Geschäften prägt heute bereits weite Teile des Stadtzentrums von Zürich. Das ist langfristig gesehen weder für die Einheimischen noch für die Touristen wirklich attraktiv. Ein gesunder Gewerbemix ist deshalb auch und gerade in Zentrumsnähe anzustreben.
Die Stadt als Mietpreistreiberin?
Die Stadt hat es nicht nötig, am Markt von Gewerberäumen wie ein privater Investor mit starrem Blick auf die Maximalrendite alteingesessene Gewerbebetriebe aus ihren Räumen zu vertreiben. Besonders stossend wenn dazu auch noch in die mietrechtliche Trickkiste gegriffen wird, indem externe Immobilien-Firmen mit der Neuverhandlung betraut werden, um die Kündigungen rechtlich wasserdicht zu machen. Stossend ist auch via Offerterbittung statt fixen Mietpreisen die Preistreiberei auch noch durch die Stadt Zürich anzuheizen.
Walter Angst (AL) und Rebekka Wyler (SP) reichen deshalb an der Gemeinderatssitzung vom 8. April eine entsprechende Interpellation ein und hoffen auf deren Dringlicherklärung an der nächsten Sitzung des Gemeinderates.
Andreas Kirstein, Gemeinderat AL/Fraktionspräsident