Und jetzt der Reihe nach: Als das Komitee „Alternativen für Bülach“, das sich dem Blick über die Parteigärtli hinaus verschrieben hat, letzten Herbst alle elf KandidatInnen für den Regierungsrat mit drei Terminvorschlägen ins Unterland einlud, regnete es postwendend fünf Zu- und sechs Absagen. Ob bei den Absagen tatsächlich die März-Seiten in den Agenden bereits im Herbst randvoll waren, oder ob andere Gründe mit ihm Spiel waren, darüber kann nur spekuliert werden. Tatsache ist jedenfalls, dass Podiumsveranstalter im Bezirk Horgen die gleiche Erfahrung machten. Die hartnäckigen Versuche von Dieter Liechti, Präsident von „Alternativen für Bülach“, doch noch alle KandidatInnen ins Boot zu holen, blieben fruchtlos.
Rege Diskussionen am AL-Podium in Bülach
Entsprechend schwierig gestaltete sich im zweiten Schritt die Suche nach einer profilierten Moderation. Mehrere JournalistInnen sagten ab. Weil sie eh unter Druck sind, oder weil sie – die Katze beisst sich in den Schwanz – dann halt doch lieber ein Podium mit allen elf Kandidatinnen moderiert hätten. Wir wollten uns den kontradiktorisch geplanten Anlass nicht zur Insiderveranstaltung für die linksgrüne Minderheit im Unterland mutieren lassen und ergriffen mit der Verpflichtung von Claudio Schmid die Flucht nach vorn.
Ohne Berührungsängste
Wie („Haudegen“-/“Hardliner“-) Schmid seine Doppelfunktion als SVP-Herausforderer und gleichzeitig Moderator wahrnehmen würde, blieb ihm überlassen. Er führte die Podiumsteilnehmenden Markus Bischoff, Jacqueline Fehr, Martin Graf, Nik Gugger und Marcel Lenggenhager entspannt und in einem guten Mix zwischen Drive und Gründlichkeit durch die Themenkomplexe Wachstum, Flughafen, Kultur-, Finanz-, Sozial- und Bildungspolitik und der Abend war – weit über einen herkömmlichen Schlagabtausch hinaus – äusserst informativ. Das Publikum wusste es zu schätzen.
Markus Bischoff, Martin Graf und Jacqueline Fehr
Entscheidend zur Qualität der Diskussion bei trugen ausserdem ein Input, den der Bülacher Kulturpolitiker Martin Bühler über Demokratie als kollektiven Lernprozess verfasst hatte, sowie Roma-Klänge auf Bass und Akkordeon. Einzig der „Zürcher Unterländer“ bedauerte, dass der Abend nicht zu „Schmid gegen links“ wurde und schrieb: „Sei‘s drum – für politische Schlammschlachten mitsamt SVP-Beteiligung bleibt bis zu den Wahlen am 12. April noch ausreichend Zeit.“ Wir meinen: Manchmal verlaufen die Gräben in der Politik halt anders als gewohnt – zum Beispiel zwischen Verweigerung und Mitgestaltung. Abhilfe schaffen dann nicht Schlammschlachten, sondern Konstellationen ohne Berührungsängste.
Maria Eisele
Markus Bischoff beantwortet FragenGruppenbild aller Teilnehmer/-innenRege Gespräche beim Apero