Die Streichung hat das Sozialdepartement sinnigerweise am 19. November mit der jährlichen Mitteilung zum Tag der Kinderrechte verkündet. Zwei Tage später wurde auf der Website der Stadt Zürich der letzten Ausgabe der Kinderzeitung „flipflop“ gedacht.
Nun bin ich nicht der Meinung, dass bei der Stadt all das, was einmal angefangen wurde, auf ewig bleiben muss. Im Fall der Sozialen Dienste halte ich die beschlossene Stellenverschiebung von der sogenannten Fallkontrolle zur Sozialberatung sogar für klug. Die Nonchalence, mit der Raphael Golta das vor zehn Jahren vom Gemeinderat beschlossene Projekt zur Stärkung der Kinderrechte abschreibt, macht mich aber sprachlos.
Den Kindern zuhören
Mega!phon wurde in den frühen 2000er-Jahre eingerichtet. Es war die Zeit der Kinder- und Jugendparlamente. Eine Zeit des Aufbruchs. Kinder sollten die Möglichkeit erhalten, sich mit den politischen Fragen auseinandersetzen, die ihren Alltag prägen. Und die Entscheidungsträger sollten aufgefordert werden, den Kids einmal pro Jahr – am Tag der Kinderrechte – zuzuhören. 420‘000 Franken gab die Stadt Zürich für die Fachstelle aus, die diesen Dialog vermittelt. Etwa so viel kostet auch das unter dem Patronat der Stadtpräsidentin vom Bevölkerungsamt organisierte Friedhof Forum.
Es entspricht der besonderen Logik der Verwaltung, dass das Eine gestrichen wird und das Andere bleibt. Die Sozialzentren brauchen mehr Personal in den Quartierteams. Deshalb muss Mega!Phon über die Klippe springen. Das Bevölkerungsamt braucht nicht mehr Personal. Deshalb bleibt das Friedhof Forum.
Nicht mehr dringend notwendig
Und es entspricht der besonderen Praxis der Verwaltung, dass man solche Entscheide in malerische Worte hüllt. Laut Sozialdepartement kann auf Mega!Phon verzichtet werden, weil die Leistungen der Fachstelle entweder nicht mehr dringend notwendig seien oder von anderen Organisationen angeboten werden.
Nicht dringend notwendig sei also zum Beispiel, dass Kinder beim Megaprojekt Tagesschule 2025 mitreden. Es ist zwar möglich, dass eine Fachkraft vom „Fachressort Kinder- und Jugendhilfe“ an einem Workshop des Schulamts teilnimmt. Ab 1. Januar 2015 wird dieses Fachressort nämlich die bisher von Mega!Phon wahrgenommene Aufgabe übernehmen, die Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen bei grösseren Planungsprojekten sicherzustellen,. Ganz sicher ist jedoch, dass es ab Januar 2015 niemanden mehr geben wird, der die Binsenwahrheit verbreitet, dass die Partizipation von Kindern an Entscheidungsprozessen so nicht sichergestellt werden kann.
Vielleicht kommt aber alles auch ganz anders. Vielleicht fasst sich der Gemeinderat ein Herz und stimmt unserem Antrag zu, die Mittel für die Weiterführung von Mega!Phon wieder ins Budget aufzunehmen.