In der Manegg erwarten die Promotoren des Projekts Green-City in den nächsten Wochen die ersten Baubewilligungen. Die Wogeno wird dort ihre 4,5-Zimmerwohnungen für 1890 Franken vermieten.
Freilager und Green-City: Was macht den Unterschied?
Das Freilager wird von Allreal gebaut. Hinter Green City steht Losinger Marazzi. Zwei “big player” des Immobilien-Business. Was macht den Unterschied?
Als 2007 im Zürcher Gemeinderat über die Neunutzung des Zollfreilagers diskutiert wurde, war die AL mit ihrer Forderung nach einem Mindestanteil an preisgünstigen Wohnungen noch fast allein. 2010 hat der gleiche Gemeinderat bei den Diskussionen über den Gestaltungsplan für das ehemalige Sihl-Papier-Areal in der Manegg durchgesetzt, dass ein Drittel der geplanten Wohnungen von Baugenossenschaften erstellt wird.
Eine schallende Ohrfeige für die Fundis
Eigentlich ist damit alles über die kantonale Volksabstimmung des letzten Wochenendes gesagt. Züri-West und Züri-Süd haben mit 69 (Kreis 1 und 2) bis 83 Prozent (Kreis 4/5) Ja gesagt zur Förderung des preisgünstigen Wohnraums, wie wir sie in der Manegg praktiziert haben. Mit 74 Prozent Ja hat der einst als Stammland von SVP und FDP geltende Kreis 9 den letzten Verfechtern eines schrankenlosen Immobilienmarkts eine schallende Ohrfeige verabreicht.
Die Fundis um meinen Gemeinderatskollegen Albert Leiser wollten das Volk von der ebenso alten wie dummen These überzeugen, dass man die Mietexplosion und die Vertreibung der bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner aus ihren Quartieren mit mehr Markt bekämpfen könne. Die Immobilienfunktionäre haben eine halbe Million Franken in ihre Kampagne gegen den preisgünstigen Wohnungsbau gesteckt. Sie hofften, dass das „Land“ die „Stadt“ niederstimmen werde.
Auch das Land will bezahlbare Wohnungen
Ihre Rechnung ist nicht aufgegangen. Auch ohne die Städte Zürich und Winterthur wäre die Änderung des Planungs- und Baugesetzes mit einem Anteil von 52,5 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Jetzt wird Baudirektor Ueli Kägi (SVP) den Gemeinden und Städten keine Knüppel mehr zwischen die Beine werfen können, wenn sie bei Auf- und Umzonungen einen Mindestanteil an preisgünstigen Wohnungen festlegen wollen,
Da wir Linken etwas von Ökonomie verstehen, werden wir die neuen gesetzlichen Grundlagen nicht dazu nutzen, der brummenden Bauwirtschaft den Motor abzustellen. Wer Wohnungsnot und Mietexplosion bekämpfen will, muss bei der Festsetzung von Rahmenbedingungen darauf achten, dass weiterhin Wohnungen gebaut werden.
Wenn wir den Bau von preisgünstigen Wohnungen verlangen, werden die traumhaften Bodenrenten der letzten Jahrzehnts zwar etwas zurückgenommen. Intelligente Immobilien-Investoren haben aber längst begriffen, dass dieses Modell auch für sie attraktiver ist als die sture Fixierung auf kurzfristige Maximalrenditen. Als Gegenleistung erhalten sie lebendige Quartiere. Das lohnt sich für alle.
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