Der Besuch des alten Herrn
Die Gäste im Seerestaurant des Parkhotel Vitznau staunten nicht schlecht, als gestern um halb zwei auf dem Vierwaldstättersee ein Boot aufkreuzte und ein grosses Transparent mit dem Slogan „Pauschali Stüür-Dinger: Pfui Pühringer!“ gehisst wurde. Kurz darauf versammelte sich ein gutes Dutzend Aktivistinnen und Aktivisten vor dem Hoteleingang. Inspiriert von Dürrenmatt improvisierten sie unterm Motto „Der Besuch des alten Herrn“ eine kleine Gemeindeversammlung mit Originalzitaten aus dem historischen Theaterstück. „Was Dürrenmatt 1955 prophetisch für das Dorf „Güllen“ schilderte, wiederholt sich heute in Vitznau“, erklärte Kampagnenleiter und Mitinitiant Niklaus Scherr. Ein Plakat forderte „Kein Pauschal-Tarif für Börsen-Zocker“: Peter Pühringer hat einen Grossteil seines auf 500 Millionen Euro geschätzten Vermögens an der Börse mit spekulativen Geschäften mit hochverzinslichen Staatsanleihen aus Schwellenländern erworben. Zum Abschluss wurde vor Pühringers Hauseingang eine überdimensionierte Steuererklärung als Aufforderung an den Multimillionär deponiert, regulär wie alle anderen Steuern zu zahlen.
Behörden schauen betont weg
Mit ihrer Politaktion prangerte die AL auch die Willfährigkeit der Behörden an. Wer in den Genuss der Pauschalbesteuerung kommen will, darf in der Schweiz keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Der pauschalbesteuerte Pühringer tritt jedoch in Vitznau unübersehbar als aktiver Investor auf. Er hat in der Gemeinde über sechs Hektaren Land erworben und plant nach der Sanierung des Parkhotels eine Reihe von teilweise stark umstrittenen Immobilienprojekten. Insgesamt ist er in der Schweiz an Aktiengesellschaften mit einem Kapital von 265 Millionen Franken beteiligt und amtiert als Verwaltungsratspräsident der ZZ Vermögensberatung (Schweiz) AG für „ganzheitliche Vermögensberatung und Kapitalmarktforschung“. Wie schon im Fall des russischen Oligarchen Viktor Vekselberg profitieren heute immer mehr Schein-Erwerbslose vom skandalösen Privileg der Pauschalbesteuerung.
Abgestimmt wird am 30. November 2014.
Steuerprotest gegen Baulöwe Pühringer (Sonntagsblick 7. September 2014)Politaktion gegen Pauschalsteuern in Vitznau (zentralplus 6. September 2014) Bootsaktion 6.9.2014 “Pfui Pühringer!” (JPG, hohe Auflösung)”Besuch des alten Herrn” 6.9.2014 (JPG, hohe Auflösung)Niggi Scherr mit Pühringer-Steuererklärung 6.9.2014 (JPG, hohe Auflösung)
Bonze-Bsüechli der AL in Vitznau: „Pauschali Stüür-Dinger: Pfui Pühringer!“
Die Alternative Linke (AL) eröffnete am 6. September die Abstimmungskampagne um die Initiative zur Abschaffung der Pauschalsteuer mit einem farbigen „Bonze-Bsüechli“ beim pauschalbesteuerten Multimillionär Peter Pühringer in Vitznau. Pühringer hatte 2011 Schlagzeilen gemacht, als er der Gemeinde Vitznau 5 Millionen Franken schenkte und im Gegenzug eine deutliche Senkung des Steuerfusses forderte, und gebärdet sich seither als eigentlicher Dorfkönig.