Die AL hat sich bis zuletzt – u.a. mit parlamentarischen Vorstössen und einer gemeinsamen Eingabe mit VertreterInnen von SP, Grünen und GLP an den Stadtrat – gegen einen Abbruch auf Vorrat und für eine Verhandlungslösung eingesetzt, um zumindest den Weiterbestand des Autonomen Beauty Salons (ABS) zu ermöglichen, bis eine rechtskräftige Baubewilligung vorliegt.
Die Mobimo nahm von Anfang an eine apodiktische Herr-im-Haus-Position ein. Schon anfangs Jahr versuchte sie – unter Missachtung mietrechtlicher Vorschriften – , mit aggressiven Kampfmassnahmen gegen die noch verbliebenen Mieter (Abstellen der Heizung etc.) einen vorgezogenen Abbruch der Liegenschaften durchzusetzen, und konnte nur durch die entschiedene Gegenwehr der Mieterschaft zum Einlenken gezwungen werden. Auch mit den BesetzerInnen hat die Mobimo nie das Gespräch gesucht, um mögliche Kompromisse auszuloten, die einen Verbleib des ABS bis zum Baubeginn ermöglicht hätten. Ob es wirklich, wie die Mobimo geltend macht, unmöglich war, unter Belassung der Liegenschaften und bei andauernder Besetzung die Bauprofile für das Neubauprojekt aufzustellen, wurde nie ernsthaft geprüft. Der Stadtrat und die von ihm eingesetzte Task Force haben hier kaum wirksam Gegensteuer gegeben.
Auch wenn die Mobimo unmittelbar im Anschluss an die Räumung die Baugespanne aufstellt und damit das Baubewilligungsverfahren seinen ordentlichen Lauf nimmt: die Tatsache bleibt, dass eine Zwischennutzung vorzeitig beendet worden ist, lange bevor der eigentliche Neubau in Angriff genommen werden kann. Auch wenn es der Stadtrat in seiner Petitionsantwort vom 18. Juni 2014 anders darstellt: es ist und bleibt ein Abbruch auf Vorrat. Bis die Baubewilligung vorliegt und alle zu erwartenden baurechtlichen Auflagen und Bedingungen erfüllt sind, werden mit Sicherheit acht bis zwölf Monate vergehen. Nicht auszuschliessende Rekurse – das Projekt enthält zwei Hochhausbauten mit 45 und 67 Meter Höhe – können zu weiteren massiven Verzögerungen führen. Damit wird nach dem Hardturmstadion, der Binz (Baubewilligung noch immer nicht eingereicht) und der Landolt-Liegenschaft erneut eine ungenutzte Brache entstehen.
Mit dem Labitzke-Areal verschwindet einer der immer rarer werdenden Orte, wo sich frei von staatlicher Gängelung und Kontrolle Neues und Kreatives entwickeln kann. In zwei Jahren droht dem Koch-Areal das Aus. Es wird enger und kälter in unserer Stadt.
Zürich, 7. August 2014
Labitzke geräumt – es wird enger und kälter in unserer Stadt
Die Alternative Liste protestiert gegen die Räumung des Labitzke-Areals. Zwar ging die Räumung dank der Bereitschaft der Besetzer, nur passiven Widerstand zu leisten, und dem zurückhaltenden Vorgehen der Stadtpolizei ohne Gewalteskalation vonstatten. Aber das bittere Fazit bleibt: Heute wurde ein über Jahre gewachsenes, selbstorganisiertes und überaus kreatives Wohn- und Kulturprojekt vorzeitig beendet.