Gebt dem Beauty-Salon eine Chance – kein vorzeitiges Aus für eine kreative Zwischennutzung!
Am 2. Juni 2014 hat die Mobimo ihr Baugesuch für einen Neubau auf dem Labitzke-Areal in Altstetten zur Vorprüfung eingereicht. Obwohl die Prüfungsfrist von drei Wochen mittlerweile abgelaufen ist, ist weder eine Bauausschreibung erfolgt noch sind die Baugespanne aufgestellt worden. Offenbar will die Bauherrschaft alle Bauten auf dem Areal Anfang August vorzeitig abreissen, bevor das eigentliche Baubewilligungsverfahren überhaupt regulär angelaufen ist. Betroffen davon wären neben der bis Ende Juli 2014 noch von Mieter/-innen bewohnten Labitzke-Fabrikliegenschaft auch die vom Autonomen Beauty Salon seit September 2011 für eine kreative Zwischennutzung besetzten Liegenschaften Da während der Abbrucharbeiten keine Baugespanne aufgestellt werden können, kann das Bewilligungsverfahren erst nach deren Abschluss aufgenommen werden. Damit verzögert sich der Baubeginn weiter. Wie lange es dauert, bis nach allfälligen Rekursen gegen die geplanten Hochhausbauten und der Erledigung von Auflagen die Baubewilligung rechtskräftig vorliegt und mit dem Bau effektiv begonnen werden kann, ist offen. Während dieser ganzen Zeit – mindestens für ein Jahr – wird das Areal zu einer ungenutzten Brache. Wie wir das auf dem Landolt-Areal an der Brandschenkestrasse während zwei Jahren und auf dem Binz-Areal seit gut einem Jahr erleben konnten und können.
Es trifft zwar zu, dass das Amt für Baubewilligungen der Mobimo im September 2013 mitgeteilt hat, dass einem Abbruch nichts im Wege stehe. Gestützt darauf hat die Mobimo bereits die frühere Zuckerfabrik (AL 8298) abgebrochen. Mittlerweile ist jedoch ein Neubaugesuch hängig. Damit braucht es eine schriftliche Zustimmung der Baubehörde, dass mit dem noch nicht bewilligten Bauvorhaben vorzeitig begonnen werden kann, indem die bestehenden Gebäude abgerissen werden. Wie der Antwort auf die Petition der Freundinnen und Freunde der Labitzke vom 18. Juni zu entnehmen ist, ist der Stadtrat offenbar bereit, der Mobimo diesen vorzeitigen Abbruch zu erlauben und eine allenfalls nötige Räumung des Areals vorzunehmen.
Die bisherige Räumungspolitik des Stadtrats verfolgte im wesentlichen zwei Ziele: keine polizeiliche Räumung von Liegenschaften, bevor eine Neunutzung oder ein Neubau effektiv realisiert wird, und die Vermeidung von ungenutzten Brachen. Mit dem jetzt signalisierten Entgegenkommen für einen vorgezogenen Abbruch vor Vorliegen einer rechtskräftigen Neubaubewilligung entfernt sich der Stadtrat de facto von diesen Prinzipien. Und das ohne Not. Denn die vom AWEL angeordnete Altlastensanierung auf dem bereits planierten Areal der ehemaligen Zuckerfabrik (AL 8298) kann ohne weiteres vorgenommen werden, ohne dass weitere Gebäude abgerissen werden müssen.
Die unterzeichnenden Gemeinderätinnen und Gemeinderäte aus dem Kreis 9 ersuchen den Stadtrat deshalb, sich mit der Bauherrschaft um eine Vermittlungslösung zu bemühen, die einen Weiterbetrieb des Autonomen Beauty Salons erlaubt, bis die Baubewilligung rechtskräftig vorliegt und mit dem Neubau begonnen werden kann.
Zürich, 10. Juli 2014
Markus Baumann, Gemeinderat GLP Kreis 9
Katharina Prelicz-Huber, Gemeinderätin Grüne Kreis 9
Alan Sangines, Gemeinderat SP Kreis 9 (und Vorstand SP 9)
Christina Schiller, Gemeinderätin AL Kreis 9 Der Kreis-9-Appell als PDF Gemeinderäte machen sich für Besetzer stark (20 Minuten online 10.7.2014) Seilziehen um Labitzke-Areal (NZZ online 14. Juli 2014)