Zudem schaffte er es auf subtile Art und Weise stigmatisierende Zusammenhänge zu erstellen, indem er konsequent männliche Homosexualität mit AIDS bzw. mit „oberflächlicher und gleichgültiger“ Promiskuität gleichsetzte. Seine Ansichten begründete er abwechselnd mit abenteuerlichen Theorien zur Hirnanatomie („Hirnlappen, der verkehrt läuft“), natürliche Normen („Bienen und Blumen“) und Genetik.
In Anbetracht dessen, dass Herr Bortoluzzi seine homophobe Standpauke seit Tagen hält, will das überparteiliche LGBTI Netzwerk folgendes festhalten:
- Entgegen der von Herrn Bortoluzzi verbreiteten Meinung wird jede (homo-, bi- und heterosexuelle) Orientierung nicht durch simple genetische oder neuronale Ursachen sondern durch das Zusammenspiel bio-psycho-sozialer Faktoren geformt. Es besteht einhelliger Konsens in der Sexualforschung, dass diese Wechselwirkungen komplex sind und dass wir heutzutage praktisch nichts Sicheres darüber wissen. Wenn Herr Bortoluzzi mehr über dieses Feld erfahren möchte, dann sollte er also nicht mit seinem Arzt reden, sondern sich dafür einsetzen, dass die entsprechende Forschung genügende finanzielle Mittel erhält. Ausserdem zeigt er in exemplarischer Art und Weise, weshalb es in unseren Schulen eines modernen Sexualaufklärungsunterrichts bedarf.
- Sexuelle Orientierung und Sexualverhalten sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Während Erstere nicht beeinflussbar ist (man kann aus keiner heterosexuell orientierten Person eine homosexuelle machen oder umgekehrt), kann Letzteres bewusst gesteuert werden. Dabei können sowohl hetero-, bi- wie auch homosexuelle Personen ein Risikoverhalten an den Tag legen, beispielsweise indem sie sich bei einem One-night-Stand nicht mit einem Präservativ schützen. Indem Toni Bortoluzzi alle diese Ebenen vermischt und am Schluss von „schwulen Freunden, welche wegen ihrer Neigung“ infolge einer AIDS-Erkrankung gestorben sind, spricht, beschreibt der Nationalrat mitnichten „die Realität“ oder „die homosexuelle (Un-) Natürlichkeit“. Vielmehr konstruiert er mit seinen Aussagen ein Feindbild, auf welches er einschlagen und ihm eine „Fehlleitung“ vorwerfen kann. Würde der Nationalrat mehr in Kontakt mit der LGBT-Gemeinschaft stehen, dann wüsste er, wie verzerrt seine Behauptungen sind.
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