Isabel, wie bist du politisiert worden?
Während meiner Kanti-Zeit (1991-94) im selbstverwalteten Jugendhaus in Bachenbülach. Ich war damals überhaupt nicht parteipolitisch. 1995 zog ich nach Zürich, wo ich mich 2001 einer Gruppe anschloss, die sich für Sans- Papiers einsetzte. Dank dem Pfarrer der St. Jakob-Kirche konnten wir uns dort mit den Sans- Papiers treffen. Es gab damals viele Kirchenbesetzungen zu diesem Thema.
In dieser Gruppe traf ich Anja, die damalige Sekretärin der AL-Zürich. So kam ich zur AL. Mir gefiel, dass die AL für alle offen ist. Man kann einfach an eine Vollversammlung kommen und mitreden, auch wenn man kein Mitglied ist.
Wie lief deine Geschichte innerhalb der AL weiter?
Ganz zu Anfang wollten einige, dass ich oben auf der Liste für den Kantonsrat kandidiere, als junge Frau fiel man damals schnell auf. Andere wollten lieber jemanden aufstellen, der schon länger dabei war. Das hat mich eigentlich nicht gestört, dennoch habe ich darauf zusammen mit zwei Frauen die JuLiA (Junge Alternative Linke) gegründet und wir haben unsere eigene Liste eingereicht. Vergangenen Juni bin ich dann in den Vorstand der AL gewählt worden.
Und wie hat sich die AL verändert, seit du dabei bist?
Als ich dazu stiess, war die AL noch nicht einmal ein Verein mit Statuten. Nach meiner ersten Vollversammlung war ich nicht sehr begeistert. Es nahmen nur etwa ein Dutzend Leute teil und ich fand es schwierig, mich in die Diskussion einzubringen. Trotzdem habe ich in unregelmässigen Abständen weiter an den Versammlungen teilgenommen. In den vergangenen 12 Jahren hat sich die AL nur zum Positiven verändert. Gegenwärtig kommen ca. 30 Leute an jede Vollversammlung. Wir haben mehr Junge, mehr Frauen und unterschiedliche Persönlichkeiten, die zur Meinungsvielfalt beitragen. Die AL gefällt mir nicht nur, weil sie meine Ideale und Werte vertritt, sondern auch wegen ihren freiheitlichen Strukturen.
Was sind heute deine wichtigsten Themen?
Generell liegt mir besonders die Arbeit in der kommunalen Politik, weil ich dort einen Ansatzpunkt sehe, wo man wirklich etwas bewegen kann. Anderes hat mich eigentlich nie gross interessiert, weil man bei allem, was darüber hinausgeht, immer schnell gezwungen ist, sehr viele Kompromisse einzugehen.
Das Thema Sans-Papiers liegt mir natürlich immer noch am Herzen, auch wenn es die Gruppe heute nicht mehr gibt. Damals glaubten manche Betroffene, wir seien in der Lage, Bewilligungen für sie zu erwirken, was natürlich nicht der Fall war. Umso mehr freue ich mich, wenn ich jemanden von damals treffe, der jetzt eine Bewilligung bekommen hat.
Aktiv bin ich heute besonders zu den Themen Wohnen und Kinderbetreuung. Ich vertrete die Mieterseite als Schlichterin bei der Schlichtungsbehörde für Mietsachen. Wohnungen dürfen nicht als Luxusgut betrachtet werden und es kann nicht sein, dass der weniger wohlhabende Teil der Bevölkerung einfach hinaussaniert wird. Zudem wehre ich mich im Rahmen des VPOD gegen die Lohnkürzungen und die Qualitätsabstriche, die die Stadt im Rahmen der geplanten Reorganisation in der ausserschulischen Kinderbetreuung vorsieht.
Was heisst es für dich, dass die AL jetzt einen Stadtrat stellt?
Richard Wolff ist eine authentische Persönlichkeit und ich freue mich, dass er wieder gewählt worden ist. Seit er im Stadtrat ist, werden wir in der Öffentlichkeit anders wahrgenommen. Wir können Themen einbringen, bei denen man uns vorher kaum zugehört hätte.
Was sagst du zu den Wahlen?
Die Zeit des Wahlkampfes hat uns viel gebracht. Wir konnten extrem viel Energie mobilisieren. Die Leute sind auf die Strasse gegangen und haben sich engagiert. Jetzt kommt es darauf an, mit dieser Energie weiter zu ziehen.
Quelle: AL-Info 2/14