Fremdstimmen: AL-Gewählte in der Pole-Position
AL-Kandidatinnen und Kandidaten sind bei der Wählerschaft beliebt. Sie holten rekordhohe Anteile an Stimmen auf Listen anderer Parteien (Panaschierstimmen). Von seinen 941 persönlichen Stimmen holte der designierte Fraktionspräsident Andreas Kirstein 506 auf der AL-Liste und 435 auf anderen Parteilisten. Er kam damit auf einen Fremdstimmen-Anteil von 46.2% und schaffte es zum „Panaschierkönig“ aller Parteien. Auf Platz 2 und 3 folgen mit je 44.5% Andrea Leitner und Wädi Angst. Mit 42.6% resp. 41.7% Fremdstimmen reihten sich auch Edi Guggenheim und Niggi Scherr stadtweit unter die ersten zehn ein. Etwas geringere Fremdstimmenanteile verzeichnen die neugewählten Corinne Schäfli (29.3%), Christina Schiller (24.1%) und Rosa Maino (18.4%). Bei ihnen sind die Proportionen allerdings etwas verzerrt, weil alle drei auf der gedruckten Liste bereits zweimal aufgeführt waren und damit ihr Anteil an parteieigenen Stimmen gegenüber den Fremdstimmen automatisch höher ausfällt. Berücksichtigt man diesen Aspekt, ergeben sich auch für sie Fremdstimmen-Anteile zwischen 30% und 40%.
Zwei Drittel von der SP, ein Viertel von den Grünen
Die Fremdstimmen kommen –wenig überraschend – überwiegend von den linksgrünen Parteien. Alle Kandidatinnen und Kandidaten der AL konnten insgesamt 9‘751 Stimmen auf anderen Listen mobilisieren. Davon steuerten SP-WählerInnen 63%, die Grünen 23% und die Grünliberalen 6% bei. Sogar die SVP lieferte 74 und die Freisinnigen 189 Panaschierstimmen an die AL.
Wählermobilisierung: Zentrum gegen Peripherie
Die Grafik des Statistischen Amtes zeigt anschaulich, was wir schon in der ersten Auswertung festgestellt hatten: die Stimmbeteiligung nahm gegenüber 2010 vor allem in den citynahen Quartieren – den Kreisen 1, 2, 3 (ohne Friesenberg), 4, 5, 6 und Teilen der Kreise 7 und 8 – 2010 markant, um mehr als 10%, zu und verhalf damit der FDP auf der einen und der AL auf der anderen Seite zu Sitzgewinnen. Mit weniger als 4% fiel der Zuwachs in der SVP-Hochburg Schwamendingen dagegen am schwächsten aus.
Kreis 1, 4 und 5: Aktive überflügeln Rentner
Bei der Beteiligung nach Altersgruppen zeigt sich eine weitere Besonderheit in den Kreisen 1, 4 und 5. Normalerweise weist die Altersgruppe der über 65-Jährigen mit Abstand die höchste Stimmbeteiligung auf. In den Kreisen 1, 4 und 5 liegt diesmal die Stimmbeteiligung der mittleren Altersgruppe (26-64 Jahre) jedoch 3 – 6% höher als bei den RentnerInnen. Ganz anderes in den SVP-Hochburgen 9, 11 und 12: hier liegen die 26-64-Jährigen 13 – 17% hinter den über 65-Jährigen zurück.
Beteiligungsrekord von Secondos und Eingebürgerten
Geradezu spektakulär ist die Zunahme der Wahlbeteiligung der Personen, die seit 2010 neu eingebürgert worden sind. Von den 9‘700 NeubürgerInnen nahmen 36% am Urnengang teil. Das sind fast doppelt soviel wie 2010 (20.8%) und dreimal mehr als 2006 (11.8%). Hier hat eindeutig die SVP-Initiative mobilisierend gewirkt. Das konnte ich selber live erleben, als ich am Wahlsamstag an der Bahnhofurne Unterschriften sammelte: in der nichtendenwollenden Warteschlange standen zahlreiche Secondos an, aber auch viele ältere eingebürgerte Migrantinnen und Migranten an – oftmals Menschen, denen man ansah, dass sie zum ersten Mal ein Schweizer Wahllokal aufsuchten. Offen ist, wieviele dieser zusätzlich durch die SVP-Initiative Mobilisierten auch an den Kommunalwahlen teilnahmen. Wie der Zuspruch bei meiner Unterschriftensammlung zeigte (260 Unterschriften in knapp 3 Stunden), dürften es etliche gewesen sein. Wenigstens dafür hat Christoph National ein kleines Dankeschön verdient… Panaschierstimmen aller AL-KandidatInnen (PDF)Panaschierstimmen aller AL-Gewählten (PDF)Grafik parteieigene und parteifremde Stimmen (PNG) AL-Mann ist Panaschierkönig (Limmattaler Zeitung 19. Februar 2014)Freigiebige SP, isolierte SVP (Tagesanzeiger 20. Februar 2014)Die SVP hat nicht viele Freunde (NZZ 20. Februar 2014)
Andreas Kirstein Panaschierkönig – rekordhohe Mobilisierung der Secondos
Die Detailauswertung bringt es an den Tag: Der neue AL-Fraktionschef Andreas Kirstein hat prozentual am meisten Stimmen von anderen Parteien erhalten und ist damit "Panaschierkönig". Und: neu eingebürgerte Migrantinnen und Migranten haben noch nie so zahlreich an einer Abstimmung teilgenommen wie am 9. Febuar 2014. Nochmals etwas Statistik zu den Gemeinderatswahlen von Niggi Scherr.