In einer Zeit, bei der sich fast alles um Wahlkampf, Unterschriftensammeln und Standaktionen dreht, droht die ideologische Auseinandersetzung um die Masseneinwanderungsinitative der SVP unterzugehen.
Selbstverständlich werden wir alle ein Nein in die Urne legen, aber eine grosse Betroffenheit ist in meinem Umfeld nicht wahrzunehmen. In den Zeitungen geht der ganze Abstimmungskampf beider Seiten um Kontingente, Zahlen und um die Angst um den Verlust der bilateralen Verträge. Die SVP lanciert regelmäßig Initiativen, die grenzwertig sind. Die etablierte Politik reagiert regelmässig defensiv, wir reagieren moralisch. Man hofft, dass die Angst vor dem Rückschlag in der Europapolitik die Mehrheit zu einem Nein gegen die SVP-Initiative bewegt. Eine Politik, die langfristig zum Scheitern verurteilt sein wird. Das Ergebnis der Minarett- Initiative scheint längst vergessen oder verdrängt zu sein.
Es stellt sich die Frage: wo bleibt der Mensch? Ich zitiere an dieser Stelle Max Frisch und seine Antwort auf die «Gastarbeiter»: «Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen». Rund 50 Jahre später werden die AusländerInnen in der Schweiz mehrheitlich wieder auf die Ware Arbeitskraft reduziert, die flexibel geholt und abgeschoben werden kann. Wir sind moralisch entrüstet, gleichzeitig gelingt es uns aber nicht, die BefürworterInnen mit unseren Argumenten zu erreichen. Wir leben irgendwie in unterschiedlichen Welten und tauschen uns fast nicht mehr aus. Hand aufs Herz, wer kann von sich behaupten, dass er oder sie in den letzten Wochen in seinem Bekanntenkreis, in der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz ernsthaft über diese Initiative diskutiert hat? Und wer fühlt sich ernsthaft betroffen von der Selbstverständlichkeit, mit welcher eine gewichtige Minderheit unserer Bevölkerung auf die Ware Arbeitskraft reduziert wird?
Mit Vollgas zurück in die Vergangenheit?
In einer Zeit, bei der sich fast alles um Wahlkampf, Unterschriftensammeln und Standaktionen dreht, droht die ideologische Auseinandersetzung um die Masseneinwanderungsinitative der SVP unterzugehen.Selbstverständlich werden wir alle ein Nein in die Urne legen, aber eine grosse Betroffenheit ist in meinem Umfeld nicht wahrzunehmen. In den Zeitungen geht der ganze Abstimmungskampf beider Seiten um Kontingente, Zahlen […]