Für alleinerziehende Väter, Mütter und Familien mit Kindern ist es von Vorteil, in der Stadt Zürich zu wohnen. Hier findet sich das grösste Angebot an Betreuungsplätzen für Kinder im Vorschulalter und im Schulalter. Kindertagesstätten (Kitas), Krippen, Spielgruppen, Horte, Tagesschulen, Mittagstische, Tagesfamilien: die Vielfalt ist enorm. Diese Vielfalt zeigt sich auch in den Trägerschaften: so bieten einige wenige Betriebe Betreuungsplätze für Kinder ihrer Angestellten an, der Hauptanteil der Betreuungseinrichtungen ist aber privat organisiert oder wird von der öffentlichen Hand betrieben
Glück hat, wer in Zürich oder Winterthur wohnt
Anders als heute war es vor rund 20 Jahren nicht ganz einfach, einen Betreuungsplatz für ein Baby zu finden. Weil ich voll berufstätig und alleinerziehend war, ich damals auch kein Anrecht auf einen bezahlten Mutterschaftsurlaub hatte (der bezahlte Mutterschaftsurlaub wurde erst 2005 eingeführt) und ich in keinem Fall auf staatliche Unterstützung angewiesen sein wollte, suchte ich für meine damals dreimonatige Tochter einen Krippenplatz. Auf meine schriftlichen Gesuche erhielt ich aber nur Absagen. Eine Mitarbeiterin der Mütterberatungsstelle riet mir, eine Tour durch die Krippen mit dem Baby auf dem Arm zu machen. Und siehe da: gleich bei der ersten Krippe klappte es. Meine Tochter gehörte zu den ersten Babys, die damals in der Stadt Zürich in einer Krippe betreut wurden. Später besuchte sie den Hort und die Tagesschule und diesen Sommer hat sie die Schule mit der Maturitätsprüfung abgeschlossen.
Anschubfinanzierung via Betreuungsfonds
Für mich und meine Tochter war es ein Glück, dass wir in Zürich wohnten. Ich konnte Beruf und Familie vereinbaren, weil ich wusste, dass meine Tochter in den städtischen Betreuungseinrichtungen gut aufgehoben war. Anders erging es aber meinen Mütter-Kolleginnen, welche nicht in Zürich oder Winterthur, sondern auf dem Land wohnten. Entweder sie fanden gute private Lösungen oder dann mussten sie ihr Arbeitspensum reduzieren, weil passende Betreuungsangebote in den meisten Gemeinden fehlten. Heute ist dies nicht viel anders. Zwar wurde das Angebot an Betreuungseinrichtungen im Kanton Zürich seit 2005 um 80 Prozent erhöht. Nach wie vor fehlen aber genügend Plätze in den Agglomerations- und Landgemeinden. Obwohl die Gemeinden vom Gesetzgeber her verpflichtet sind, ein bedarfsgerechtes Angebot an familienergänzender Betreuung für Kinder im Vorschul- und Schulalter anzubieten, verzichten viele Gemeinden aus Kostengründen darauf, ein entsprechendes Angebot aufzubauen.
Mit unserer kantonalen Initiative «Bezahlbare Kinderbetreuung für alle» verlangt die Alternative Liste (AL) die Einrichtung eines Betreuungsfonds. Aus diesem Fonds können beispielsweise Beiträge zum Aufbau der familienergänzenden Kinderbetreuung in Agglomerationsgemeinden entrichtet werden. Ähnlich wie in den Kantonen Waadt, Freiburg und Neuenburg soll der Betreuungsfonds mit Beiträgen zwischen 2 und 5 Promille auf der Lohnsumme von Betrieben, Firmen und Unternehmen gespiesen werden. Die AL ist überzeugt: Neben Gemeinden und Eltern sind auch Firmen in der Pflicht, ihren Teil zu einem guten Betreuungssystem beizutragen.