Richi Blättler: Das spricht für ein Ja zum Stadion und den Wohnungen:
Anders als das verunglückte 5-Eck-Projekt ist der neue Vorschlag verträglich für das Quartier und städtebaulich sinnvoll. Nicht nur die dringend nötigen günstigen Wohnungen, sondern auch der neue Platz und die beiden Fan-Lokale beleben das Quartier.
Anstelle des Einkaufszentrums bilden die Wohnungen eine Art Mantelnutzung, das Bauland dafür wird von der CS dank dem Stadionprojekt günstig an die Stadt verkauft. Wird das Stadion abgelehnt, kann die CS das Land frei nutzen und wird vermutlich den Profit suchen.
Die Investition in den Bau und den Unterhalt des Stadions ist ein Beitrag zur Förderung des Fussballs. Es geht um eine bessere Stimmung an den Spitzenspielen, es geht um ein meist junges Publikum, das hoffentlich noch wächst. Und es geht indirekt auch um die Förderung des Breitensports. Viele Zuschauer und Zuschauerinnen spielen selber in einem Verein oder trainieren Junioren (wie ich). Die Begeisterung für einen Verein der Liga A ist wichtig für die integrative Kraft des Fussballs. Es gibt kein Integrationsprojekt, das annähernd die Wirkung der Vereine erreicht. Im Fussball gibt der SVP-Politiker dem jungen Einwanderer einen Pass und eine Lehrstelle. Und Eltern wie Junioren erhalten Anerkennung und lernen, wie wir miteinander umgehen.
Stefan Wyss: Das sprich für ein Nein zum Stadion:
Die AL ist normalerweise kritisch eingestellt zu Grossprojekten wie Kunsthaus oder Kongresshaus. Aber wenn es um richtig viel Geld geht – 216 Millionen – wie beim Stadion, dann sollen wir Ja sagen?
Dass die Clubs sich nicht finanziell beteiligen wollen, ist mehr als stossend.
Immer wieder wird die Volkstümlichkeit des Fussballs, seine Verankerung bei der werktätigen Bevölkerung beschworen. Dabei ist Fussball das wohl grösste Entertainment-Business schlechthin. Wieso soll genau diese Sportart, mit der Millionenprofite gemacht werden, so grosszügig subventioniert werden?
Geld fehlt für neue Schulhäuser. Es gibt viel zu wenig subventionierte Krippenplätze. Doch im Namen von König Fussball sitzen 216 Mio locker. Nur schon mit den jährlichen Betriebskosten des Zweitstadions könnten 1700 Krippenplätze finanziert werden.
Es ist ja nicht so, dass wir kein Stadion hätten… aber für ein bisschen mehr Atmosphäre sollen nun 216 Mio fliessen?
Die Verknüpfung mit dem Bau von 150 Wohnungen nervt. Sie kann kein Argument sein, so viel Geld auszugeben. Sonst reden wir wohl von den teuersten Familien-Wohnungen aller Zeiten!