Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB, gegründet 1902, sind eine Erfolgsgeschichte. Eine staatliche Firma, die bis zur Jahrtausendwende den weltweit besten öffentlichen Verkehr geschaffen hat. Daneben war die SBB auch ein sozialer Arbeitgeber und hat zum Beispiel günstige Wohnungen für die Familien ihrer Angestellten erstellt.
Exorbitante Profite der SBB Immobilien
Durch die Verlagerung der Sihlpost und dank den unterirdischen Erweiterungen des Hauptbahnhofes sind zentral gelegene Landstreifen frei geworden. Land, das der Gemeinde Aussersihl vor 150 Jahren enteignet wurde, kann die SBB AG heute für einen Quadratmeterpreis von 26‘931 Franken verkaufen. Allein der Verkauf des Baufelds C an die UBS hat der SBB 200 Millionen eingebracht. Heute baut die SBB keine günstigen Wohnungen für ihre Angestellten mehr. Auf Baufeld E vermietet sie 3.5- und 4.5-Zimmer-Wohnungen für 4‘940.- bis 5‘885.-. Das kann und will sich wahrscheinlich nicht Mal der Leiter der SBB Immobilien leisten.
SBB: damals und heute
Der Kanton Zürich finanziert mit 677 Mio Franken einen Drittel der Kosten für die Durchmesserlinie und den Bahnhof Löwenstrasse. Beim Bahnhof Oerlikon baut die Stadt Zürich für 150 Mio Franken zwei neue Unterführungen. Die SBB, der Kanton und die Stadt sind seit langem Partner und haben immer wieder Vereinbarungen gefunden, die allen dienten, so wurde etwa die Postbrücke zur Hälfte von der SBB finanziert. Das war allerdings 1926.
Referendum Lagerstrasse: Die Rolle der SBB politisch hinterfragen!
Heute verlangt die SBB AG 8.8 Millionen für einen Streifen Land, den sie nicht bebauen kann und den die Stadt Zürich braucht, um der Lagerstrasse ein repräsentatives Aussehen zu geben. Gegen dieses Geschäft hat die AL erfolgreich das Referendum ergriffen. Angesichts der Zahlen könnte man sagen, diese knapp 9 Millionen fallen doch gar nicht ins Gewicht, doch es geht um mehr. In naher Zukunft wird nämlich wieder Land der SBB umgezont an der Zollstrasse. Hier besteht die Chance, dass nicht nur die SBB profitiert, sondern dass auch bezahlbarer Wohnraum entsteht. Dafür müssen wir die Rolle der SBB politisch hinterfragen und eine echte gegenseitige Partnerschaft einfordern. Es darf nicht sein, dass die SBB mithilft, die „ortsüblichen Mietpreise“ derart in die Höhe zu treiben, dass Angestellte, Arbeitende, Familien und die gesamte Mittelschicht aus der Stadt in die Agglomeration verdrängt werden. Wenn es nur noch der Markt regelt, dann wird das Zentrum von Zürich zur anonymen Zone. Wenn wir weiterhin auf einer Durchmischung bestehen und unsere demokratischen Mittel nutzen für eine faire Partnerschaft, dann bleibt Zürich die lebendige Stadt, die wir alle schätzen. Ein Nein zur Lagerstrasse öffnet den Weg zurück zu Verhandlungen im Interesse aller.