Gegenseitige Wahlempfehlung
(ns) Worum geht es konkret? Beschlossen haben SP und Grüne eine „bedingte Zusammenarbeit“ bei den Stadtratswahlen 2014. Darin eingeschlossen ist auch die AL und ihr Stadtrat Richard Wolff, vorbehältlich der Zustimmung seitens der AL. Vorgesehen ist konkret, dass auf den Stadtrats-Plakaten, allenfalls auf einzelnen Werbeflyern jeweils zusätzlich die KandidatInnen der anderen beiden Parteien namentlich aufgeführt werden. Koni Loepfe bringt es im P.S. auf den Punkt: „Alle drei kämpfen für ihre KandidatInnen und empfehlen zusätzlich die Wahl der andern.“ Entschieden wird bei der AL an der Vollversammlung vom 24. September. Eine spannende Debatte ist zu erwarten.
Wyss: Kein Anhängsel von SP und Grünen
Wie AL-Vorstandsmitglied Stefan Wyss gegenüber der NZZ erklärt, hat der AL-Vorstand am Dienstagabend über das Thema diskutiert, aber keinen Antrag beschlossen: „ «Wie der Entscheid auch ausfällt, wir werden kein Anhängsel von SP und Grünen», hält er fest. Gerade letzte Woche habe die AL im Gemeinderat ihre Eigenständigkeit demonstriert. Gemeinsam mit der FDP hatte sie eine Motion zur Senkung der Abwasser- und Abfallgebühren eingereicht. SP und Grüne stimmten dagegen; überwiesen wurde sie mit den Stimmen der Bürgerlichen.“
Schuler (TA): Dunkelrot-rot-grüne Volksfront
Am vollmundigsten kommentiert einmal mehr Tagi-Ressortchef Edgar Schuler, uns allen noch gut in Erinnerung als gescheiterter Kaffeesatzleser anlässlich der Stadtratsersatzwahl vom Frühjahr („Camin kann sich bei Waser bedanken“). Er sieht SP, Grüne und AL „im grossen Lotterbett“ und am Horizont eine „dunkelrot-rot-grüne Volksfront“ aufziehen. Die profunde Quintessenz: „Was bedeutet das alles für die Wählerinnen und Wähler? Sie erhalten Klarheit darüber, welche Kandidaten sich dem bürgerlichen Block und seinen Werten verschrieben haben, welche dem links-grünen Lager.“ Dass auch unser Richi auf der links-grünen Seite politisiert, wer hätte das geahnt? Echt frustrierend für Schuler: sein Kommentar hat online gerade mal 1 Kommentar erhalten und es damit nicht in die Printausgabe geschafft.
Lager oder Block?
Man beachte auch Schulers sorgfältige Wortwahl: die Bürgerlichen treten als „Block“ an, die Linksgrünen bilden ein „Lager“. Im Grund sind beides Begriffe aus der Kriegssprache. Aber „Lager“ gefällt mir trotzdem besser, es klingt irgendwie lockerer und entspannter. Ich sehe dabei die Aktivistinnen und Aktivisten der „gauche plurielle“ in einer Kampf- und Erholungspause plaudernd in ihrem Zeltlager vor dem siegreichen Angriff. Der „Block“ vermittelt mir da eher Gänsehaut. Ich sehe marschierende Vierer-Kolonnen im Gleichschritt und Feldweibel Liebi kommandiert „Helm auf!“…
Koni Loepfe: Nicht ganz willkommener Schwiegersohn
Cool und treffend kommentiert Koni Loepfe im P.S.: „Daniel Leupi fand am Dienstagabend, er fühle sich als Grüner in der SP-Versammlung wie in einer Familie. Das trifft das Verhältnis zwischen Grünen und SP seit rund 20 Jahren samt Zoff bestens. Zur erweiterten Familie gehört die AL. Sie legt Wert auf eine gewisse Distanz, was auch der SP mitunter gelegen kommt. Richard Wolff ist so etwas wie ein nicht ganz willkommener Schwiegersohn. Aber er ist es nun mal und ihn auszuschliessen, wäre einfach dumm. Dazu kommt: Weder AL, noch Grüne, noch SP erklären die Behauptung von sieben Sitzen als ihr erstes und wichtigstes Ziel. Alle drei kämpfen für ihre KandidatInnen und empfehlen zusätzlich die Wahl der andern.“ Grüne für linkes Wahlbündnis (Tagesanzeiger 11. September 2013)Rot-rot-grünes Bündnis (Tagesanzeiger 11. September 2013)Im grossen Lotterbett (Tagesanzeiger online 11. September 2013)SP und Grüne laden AL ins Boot (NZZ 11. September 2013)Will AL ans Halsband? (NZZ 12. September 2013)Zwei lockere Blöcke (P.S. 12. September 2013)
“Dunkelrot-rot-grüne Volksfront”?
Das Angebot von Grünen und SP an die AL, auch Stadtrat Richard Wolff im Ticket zu unterstützen, gibt zu reden und zu schreiben. Der Tagesanzeiger verkündet auf der Frontseite in grossen Lettern „Rot-rot-grünes Bündnis tritt zur Stadtratswahl an“. Und die NZZ fragt liebevoll besorgt: „Will die AL ans Halsband?“ – ein Titel, bei dem fast Rührung aufkommt.