NZZ: Einstimmung auf drohenden Sitzverlust
Nuanciert-pragmatisch analysiert Christophe Büchi, der Westschweizer Korrespondent der NZZ, die Lage der bürgerlichen Minderheitenvertreter in den Exekutiven von Genf und Lausanne (4:1 und 6:1) – in einem Artikel, der bezeichnenderweise als Aufmacher im Zürich-Teil platziert wurde. Das Ganze klingt wie eine nüchterne Einstimmung auf den möglichen Sitzverlust:
“Richard Wolffs Wahlresultat bringt den Zürcher Stadtrat einem weiteren Linksrutsch näher – und wirft die Frage auf, welche Möglichkeiten Bürgerliche in links dominierten Exekutiven haben. Antwort gibt ein Blick auf Genf und Lausanne.”
Und das Fazit der Westschweizer Erfahrungen:
“Auch als Hyperminorität können die Bürgerlichen in einer Stadtexekutive etwas bewirken. Aber dies erfordert von ihren Vertretern einen überdurchschnittlichen Einsatz, eine gewisse Rauflust, taktisches Geschick und . . . gute Nerven.”
Liefern, was an der Urne bestellt worden ist
In ihren “Gedanken zur Woche” verweist P.S.-Redaktorin Nicole Soland die politstrategischen Mutmassungen der Kommentatoren Schuler und Balsiger nach dem Waser-Rücktritt ins Reich der Märchen. Und bringt es auf den Punkt, worum es am 21. April 2013 geht:
“Sollen wir einen Bürgerlichen wählen, damit der endlich die Luxuswohnungen, Stadttunnels und Parkplätze baut, die uns nach Meinung der in Abstimmungen Unterlegenen so sehr fehlen? Oder einen angeblich Ultralinken, der uns das liefern will, was wir, die Stimmberechtigten, an der Urne bestellt haben?”
Bär: Diese Stadt ist auf unserer Seite
In die gleiche Kerbe haut SP-Gemeinderätin Linda Bär in ihrem Kommentar mit dem Titel “Diese Stadt ist auf unserer Seite”:
“Eine Mehrheit unserer Basis wählte die linke Alternative. Vor dieser Tatsache dürfen wir die Augen nicht schliessen. Die stärkste Partei dieser Stadt muss eine Meinung haben, muss sagen, wen sie für den fähigeren Stadtrat hält: Richard Wolff oder Marco Camin.
Es ist nicht unsere Aufgabe, die kränkelnde FDP vor ihrem Untergang zu bewahren. Diese Partei hat ihren Untergang ganz allein zu verschulden.
Schliesslich gilt es einen Stadtrat zu wählen, der gewillt ist, umzusetzen, was das Zürcher Stimmvolk verlangte: die 2000-Watt-Gesellschaft, die Städteinitiative und die Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus. Dafür ist nur Wolff ein Garant.
Wenn eine Mehrheit der Zürcher Stimmbevölkerung sich zu diesen Projekten bekennt und wenn ebendiese Mehrheit des Zürcher Stimmvolks einen Stadtrat wählt, der mehrheitlich links ist, sollten wir uns als letzte dagegen wehren!”
Fast schon “hundert Jahre Einsamkeit” (NZZ 19.3.2013)
Nicole Soland: Gedanken zur Woche (P.S. 21.3.2013)
Linda Bär: Diese Stadt ist auf unserer Seite (P.S. 21.3.2013)