Unverständlich ist bereits die Einschränkung auf die Stadt Zürich. Zürich ist so klein verglichen mit anderen Städten, dass für das Projekt neues Kongresshaus der Blick über den Tellerrand gemeinsam mit Kanton und umliegenden Gemeinden Pflicht sein müsste. Die gesamte Region rund um den Flughafen ist nicht weit entfernt von der City, zumindest nicht, wenn man in Dimensionen von Grossstädten denkt. Wir haben bereits in der Ära Martelli darauf hingewiesen.
Egal, ob mit dem Geroldareal direkt an der Grenze zwischen Boomtown Zürich West und dem traditionellen Wohnquartier oder auf dem heutigen Carparkplatz, der Druck auf den vorderen Kreis 5 wird dadurch massiv gesteigert, die Preise weiter angeheizt. Das Nachsehen haben über kurz oder lang einmal mehr die Menschen, die bisher noch das Glück hatten, in der Gegend eine zahlbare Wohnung zu haben. Kein vernünftiger Mensch plant ein Kongresszentrum in einem Wohnquartier – der Stadtrat macht mit seiner Standortwahl eine klare Ansage, dass der Stil von Zürich-West, Büros, Zweitwohnungen und Hotels, sich über das gesamte 5i ausbreiten soll. Für wenige statt für alle, oder wie war der Slogan von Odermatt’s Partei in den letzten Wahlen nochmals?
Ein absoluter Hohn auch die Argumentation über die hoch gelobten Angebote in der Umgebung. Sollen nun auch noch die Kongressbesucher auf der Josefswiese ausspannen, die bereits heute komplett überbelegt ist, weil es der Stadtrat verschlafen hat, Grünraum zu schaffen? Das Viadukt sei „ein ganz spezieller Flanierweg für Gäste aus aller Welt“. In einem ersten Schritt wurde gegen den klaren Willen des Quartiers eine Schickimicki-Einkaufsmeile realisiert und nun wird diese genutzt als Argument für das Kongresshaus. Trefflicher veräppeln kann man die AnwohnerInnen kaum.
Die AL betont auch bei diesem Vorhaben einmal mehr, dass die Priorität der Investitionen falsch gesetzt wird. Die Stadtkasse lässt nicht gleichzeitig Kongresshaus, Kunsthaus, mehrere Stadien, Repräsentationsplätze und den notwendigen Ausbau der grundlegenden Infrastruktur wie öffentlicher Verkehr oder Schulraum zu. Der Kreis 5 wartet seit ewig auf das Schulhaus Schütze, auf eine Quartierbibliothek, ein Quartierzentrum – nicht auf ein Kongresshaus. Medienmitteilung als PDF
Lange Suche macht den Kongresshaus-Standort nicht besser
Was im Quartier längst befürchtet wurde, hat Stadtrat Odermatt nun bestätigt: Der Kreis 5 soll auch noch das zukünftige Kongresshaus aufnehmen. Die AL lehnt diesen Entscheid klar ab.