Die Zürcher Bürgerlichen warnten vor Millionenausfällen, sofern die Pauschalbesteuerung abgeschafft würde. Nun, da die Spezialbehandlung für Reiche weg ist, zeigt ein erster Blick in die Staatskasse, dass das grosse Loch bis jetzt ausgeblieben ist.
Aus dem Kanton Zürich weggezogen sind viele Reiche tatsächlich: Von den einst 201 Pauschalbesteuerten leben heute nur noch 102 im Kanton Zürich. Zwei sind gestorben, die anderen 97 haben ihren Wohnsitz ausserhalb des Kantons Zürich.
Flucht in den Kanton Schwyz
Ein Drittel der Weggezogenen sind bis zum Stichtag 31. Dezember 2010 ins Ausland gezogen. Zwei Drittel haben ihren Wohnort in einen anderen Kanton verlegt – die meisten nach Schwyz, wo die Annehmlichkeiten Zürichs trotzdem nicht weit entfernt sind.
Vor der Abstimmung bezahlten die 201 Pauschalbesteuerten insgesamt 25,8 Millionen Franken. In diesem Betrag sind Staats-, Gemeinde- und Bundessteuern zusammengefasst. Durch die Wegzüge verlor der Kanton Zürich Steuererträge in der Höhe von 12,2 Millionen Franken.
Jene, die geblieben sind, machen die Ausfälle wett
Jene, die geblieben sind, machen diese Ausfälle jedoch wieder wett, wie eine Erhebung des Kantons zeigt, die am Freitag publiziert wurde. Von den ehemaligen Pauschalbesteuerten bezahlen heute nämlich 55 Prozent mehr Steuern als früher mit der Sonderregelung.
Diese Zusatzeinnahmen betragen 13,7 Millionen Franken. Unter dem Strich gewinnt der Kanton Zürich durch die «normale» Besteuerung der Superreichen somit einen Betrag von 1,5 Millionen Franken. Vom Millionenloch, vor dem die Abstimmungsgegner damals warnten, ist also nichts zu sehen, im Gegenteil.
Finanzdirektorin Ursula Gut gab am Freitag vor den Medien jedoch zu bedenken, dass dieses Plus schnell wieder in ein Minus kippen könnte, weil einer der Ex-Pauschalbesteuerten nun doch noch weggezogen sei und damit erhebliche Mindereinnahmen einhergingen.
47 Prozent zahlen plötzlich weniger
Was das kantonale Steueramt überraschte, ist die grosse Zahl jener, die mit neuer Besteuerung sogar weniger zahlen als früher mit der Pauschalbesteuerung. Gemäss Adrian Hug, Chef des Zürcher Steueramtes, sind es ganze 47 Prozent.
Wie diese ihre Einkommensverhältnisse optimiert haben, kann Hug nicht sagen. Darüber könne man höchstens spekulieren. «Möglich ist etwa, dass Schenkungen an Kinder getätigt wurden. Wir hoffen natürlich, dass ausschliesslich legale Wege genutzt wurden.»
Medienmitteilung der Regierung vom 16. März 2012 (PDF)
Weniger Reiche zahlen mehr Steuern (20 Minuten 16. März 2012, PDF)
Bericht im Regionaljournal Zürich-Schaffhausen (16. März 2012, MP3)