AL stagniert auf dem Niveau von 2007
AL und PdA, die in einer Unterlistenverbindung antraten, mobilisierten 5‘144 Wählerinnen und Wähler oder 1.26%. Damit fielen wir noch hinter das Ergebnis von 2007 zurück, wo wir auf 5‘525 WählerInnen oder 1.34% kamen. Die Listenverbindung kam zusammen mit den Piraten (3‘512) und den Konfessionslosen (1‘270) auf 9‘926 oder 2.43%. Für den angestrebten Sitzgewinn fehlten damit 1‘416 Wählerinnen und Wähler oder 0.35%. Die 5‘144 Wählerinnen und Wähler im Kanton resp. 3‘027 in der Stadt Zürich entsprechen in absoluten Zahlen ziemlich genau dem Ergebnis bei den Kantonsratswahlen 2011, bei denen jedoch rund 100‘000 Personen weniger wählen gingen. Mit anderen Worten: wir haben unsere Stammwählerschaft halten, aber nicht zusätzlich mobilisieren können. Mit zum unbefriedigenden Ergebnis beigetragen haben dürfte auch das Auftreten alternativ agierender Gruppierungen (Piratenpartei, Konfessionslose, parteifrei), die in verwandten Milieus Stimmen holen.
Fehlender gesamtschweizerischer Rückhalt
Die AL hat sich in den letzten Jahren konsolidiert und ist kommunal und kantonal eine anerkannte politische Kraft. Wir haben im Kanton wichtige Abstimmungen wie die Pauschalsteuer-Abschaffung gewinnen können. Bei nationalen Wahlen ziehen es jedoch auch Personen, die mit unserer Politik sympathisieren, vor, ihre Stimme einer national etablierten Linkspartei zu geben, um auf sicher zu gehen. Hier bekommen wir schmerzlich zu spüren, dass uns der Rückhalt in einer gesamtschweizerischen Organisation fehlt. Die 2009 neugegründete „Alternative Linke – La Gauche – La Sinistra“ vermag dieses Vakuum vorerst nicht zu füllen.
Viele Panaschierstimmen – zuwenig Listenstimmen
Bei 3‘600 eingelegten AL-Listen kommt Spitzenkandidat Niggi Scherr auf total 16‘173 persönliche Stimmen. Davon kommen 12‘141 von ausserhalb der AL: 11‘332 von anderen Listen und 809 von der freien Liste. Viele Wählerinnen und Wähler sind immer noch der irrigen Meinung, mit dem Panaschieren einzelner AL-KandidatInnen auf einer anderen Liste einen wichtigen Beitrag zu deren Wahl geleistet zu haben. Tatsache ist, dass eine solche Panaschierstimme der AL bloss 1/34 an Stimmkraft einbringt. Hätte nur jede(r) Zehnte statt Niggi Scherr zu panaschieren, die AL-Liste eingeworfen, hätte es für einen Sitz gereicht.
Ohrfeige für die SVP
Erfreulich am Wahlausgang ist, dass die SVP erstmals einen spürbaren Rückschlag hinnehmen musste. Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung geniessen offenbar keinen unbeschränkten Kredit. Bitter ist dagegen, dass es nicht eine erstarkte Linke ist, die der Blocher-Partei die rote Karte zeigt, sondern eine gesichtslose neue Mitte aus gemässigten Konservativen und wirtschaftsliberalen Etiketten-Grünen.
Grosse linksgrüne Listenverbindung hätte grünen Sitz nicht gerettet
Ein P.S. zum Schluss, um allfälligen Legendenbildungen vorzubeugen: eine Kontrollrechnung zeigt klar, dass der Sitzverlust der Grünen nicht hätte abgewendet werden können, auch wenn sich AL und PdA der Listenverbindung von SP und Grünen angeschlossen hätten statt mit den Piraten zu gehen; die Stimmenverluste der SP (-0.6%) und vor allem der Grünen (-2.0%) waren viel zu gross. Der zehnte Sitz, der der Listenverbindung SP/Grüne zugesprochen wurde, wurde als Restmandat zugeteilt, mit den Stimmen von AL/PdA wäre daraus lediglich ein Vollmandat geworden, ohne dass sich damit die Sitzzahl geändert hätte. Selbst wenn Piraten und Konfessionslose mitgemacht hätten, hätte es nicht gereicht. Dies hat im übrigen auch Statistik-Guru Peter Moser vom kantonalen Amt für Statistik gegenüber der NZZ wie dem Tagesanzeiger bestätigt. Vergleichszahlen AL 2007-2011 (PDF) Kandidatinnen- und Kandidatenstimmen auf AL-Liste (PDF) Panaschierstatistik der AL-Kandidatinnen und -Kandidaten (Excel) Panaschierstatistik alle Parteien (Excel)
Nationalratswahlen: Enttäuschendes Ergebnis für AL
Enttäuschendes Wahlergebnis für die AL: Sie konnte den erfreulichen Vormarsch bei den kommunalen und kantonalen Wahlen 2010/2011 nicht fortsetzen. Trotz über 10'000 Sympathiestimmen für Spitzenkandidat Niklaus Scherr wurde der angestrebte Sitzgewinn relativ deutlich verfehlt. Ein herzliches Dankeschön an alle, die uns unterstützt haben. Ein erster Kommentar.