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Don’t do it again, André
Am vorletzten Montag haben SBB und Stadt Zürich den Quartierbewohnerinnen und –bewohnern die Pläne für den „Stadtraum HB Nord“ längs der Zollstrasse vorgestellt. Die Proteste gegen das, was Stadt und SBB an der Europaallee angerichtet haben, waren an dieser Versammlung so einhellig, dass selbst die städtische Chefplanerin zugeben musste, dass die „Europaallee“ zwar dem neoliberalen Zeitgeist entsprochen habe, man heute aber nicht mehr so planen würde.
Ende Woche flatterte uns allen die SBB-Postille „Europaallee-Journal 2“ ins Haus. Darin verkündet die SBB vollmundig, die Europaallee „wird zu einem lebendigen, gut durchmischten Stadtteil“. Ganz im Gegensatz zur Skepsis seiner – sozialdemokratischen – Chefplanerin stimmt André Odermatt in seinem Editorial kritiklos in die SBB-Euphorie ein: „Die Stimmbevölkerung“ – so Odermatt wörtlich – „hatte dem Gestaltungsplan für die Europaallee mit grosser Mehrheit zugestimmt, im Vertrauen darauf, dass sorgfältig und mit Rücksicht auf die Menschen gebaut wird. Mit der gleichen Sorgfalt werden wir die Auswirkungen des neuen Stadtteils auf das bestehende Quartier beobachten, denn der Kreis 4 soll auch mit seinem neuen Teil der Kreis 4 bleiben.“
Falls es noch nicht bis ins Amtshaus am Lindenhof durchgedrungen sein sollte, helfen wir gerne nach. Der Kreis 4 mag für Shopper, Partyleute und Freier etwa noch so aussehen wie früher. Für die Bewohnerinnen und Bewohner – oder die, die noch da sind – tut er das längst nicht mehr. Falls sie sehenden Auges durchs Quartier gingen, könnten Stadtrat Odermatts „sorgfältige“ BeobachterInnen heute schon berichten, dass die bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner vertrieben werden, damit es Platz gibt für die Neuen, für die Zahlungskräftigen, die 3 – 4‘000 Franken für eine Mietwohnung oder anderthalb bis zwei Millionen für ein „pieds-à-terre“ hinblättern können. Auch der heldenhaft erkämpfte Wohnanteil des Stadtraums HB materialisiert sich in Form von Business-Apartments, Luxus-Eigentumswohnungen, einer Seniorenresidenz für „gehobene Ansprüche“ und einem trendigen 25-hours-Hotel.
Die AL ersucht André Odermatt und seine Stadtrats-Gspänli nachdrücklich, sich vor allfälligen weiteren PR-Auftritten in SBB-Broschüren an die Aufträge zu erinnern, die ihnen der Gemeinderat erteilt hat: Mit dem volkseigenen Betrieb und städtischen Grossgrundbesitzer SBB Tacheles zu reden. Sich ohne Wenn und Aber dafür einzusetzen, dass die SBB bei der Umnutzung von Bahnbrachen das kommunale Interesse an zahlbaren Wohn- und Gewerberäumen vorrangig berücksichtigt. Die jetzt zur Neunutzung anstehenden Areale sind den Bundesbahnen seinerzeit für Eisenbahnnutzungen und nicht für Immobilienspekulationen zur Verfügung gestellt worden. Auf den acht Hektaren der Europaallee hat die SBB den Maximalprofit abgeschöpft. Auf anderen SBB-Arealen – so an der Zollstrasse, beim Güterbahnhof und im Areal Reparaturwerkstätten/Letzibach – sind jetzt angemessene Reparationsleistungen zugunsten der Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher fällig. Hic Stadtrat, hic salta! Fraktionserklärung als PDF AL-Postulat zur Ueberbauung Zollstrasse AL-Anfrage zur Ueberbauung Zollstrasse Artikel im Tagesanzeiger vom 4. Januar 2011