Das mediale Lamento über die grosse Langeweile des Wahlkampfs (siehe zum Beispiel: „Die neue Zürcher Biederkeit“, NZZ vom 9.1.10) ist scheinheilig. Richtig ist die Feststellung: selten hat mich eine öffentlicher Auftritt so ratlos zurückgelassen, wie das erste Stadtratspodium im Volkshaus. Ich hab mich gefühlt wie beim Kaugummi kauen: Man beisst drauf und er gibt nach.
Die Berichterstattung über den bierseeligen Anlass war dann aber noch mehr Kaugummi. Wenn zwei designierte SP-StadträtInnen die bisherige Wohnpolitik der Stadt Zürich als total erfolgreich bezeichnen – und andere die Meinung vertreten, dass die Vertreibung von Normalverdienern aus der Stadt kein Zeichen für eine erfolgreiche Stadtentwicklungspolitik ist, wäre das wohl eine Bemerkung wert.
Wenn die Mehrheitspartei Wahlkampf suggeriert, statt ihn zu führen, und die vierte Gewalt die Mehrheitspartei nicht in die Zange nimmt, müssen sich JournalistInnen nicht über einen biederen Wahlkampf beklagen.