Die Redaktionen rufen nicht mehr an. Es ist eine Erleichterung. Für leise Töne gab es nach dem letzten Samstag sowieso kaum Platz in den Blättern. Nach Krawallen – auch kleinen – hat Kritik kein grosses Publikum. So bleibt denn die Feststellung, dass das Aufeinanderprallen von “Global City” (Stadtraum HB) und “Chreis Cheib” trotz “Mister Langstrasse” kein smarter Prozess sein kann, nur eine Randbemerkung.
Und die Frage, ob das Zerschlagen der Scheiben von Quartierläden nicht eine sehr verqueere Ausdrucksform von „Widerstand“ gegen Kommerzialisierung und Aufwertung ist, kann nur in ganz kleinen Zirkeln Thema sein.
Nicht einmal die seltsame Vision des braungebrannten Sprechers der Stadtpolizei hat zu öffentlichem Nachdenken geführt: „Um das gute Funktionieren der Gesellschaft sicherzustellen“, müssten die Polizisten „in allen Bereichen tätig sein“, hat er am Montag mitgeteilt, als Herr Gilli ihm die Frage stellte, warum die Stadtpolizei am Samstag die Standaktionen der Parteien am Kreuzplatz so hart angegangen habe.
Die Vision vom allumfassenden Fürsorgestaat, über dessen gutes Funktionieren die Stadtpolizei wacht: Mit ihr ist Zürich in den zwinglianischen Mief zurückgeworfen worden, den ältere Semester wie ich aus den Vor-80er-Jahren des letzten Jahrhunderts noch sehr gut kennen. In der durchkommerzialisierten Version des Jahres 2010 ist dieser Mief noch ätzender geworden.
Erklärung der AL-Parlamentsgruppe zur Reclaim-The-Streets-Aktion vom 3. Februar