Als einzige Partei neben Grünen und glp legt die AL absolut und relativ zu. Zusammen mit der PdA mobilisiert sie 10’123 Wählende, rund 1’600 mehr als vor vier Jahren. Können AL und PdA diese Wählerzahl halten, rückt ein Nationalratssitz in Griffnähe.
Absolutes Spitzenergebnis für Walter Angst
Bei den Regierungsratswahlen erzielt AL-Kandidat Walter Angst sensationelle 81’754 Stimmen, rund 14’000 mehr als Markus Bischoff vor vier Jahren. Das entspricht einem Wähleranteil von 28.82%. In Winterthur kommt Angst mit 36.61% der Stimmen auf Platz 6, in der Stadt Zürich mit 48.39% sogar auf Platz 4 hinter den Gewählten von SP und Grünen. Damit schöpft er rechnerisch zu 93% das Wählerpotential von SP, Grünen, AL, PdA und Die Guten bei den Kantonsratswahlen (52.31%) aus.
Tiefe Wahlbeteiligung – linksgrüne Mobilisierung in der Stadt Zürich
Mit einem minimen Plus von 0.68% respektive 0.88% liegt die Stimmbeteiligung auf praktisch gleich tiefem Niveau wie vor vier Jahren (Regierungsrat: 31.97%, Kantonsrat: 33.53%). Der kantonale Durchschnitt verdeckt allerdings den deutlichen Anstieg in der Stadt Zürich. Hier gingen bei der Kantonsratswahl 11’415 Personen mehr wählen als 2015 (+3.61%).
Deutlicher Linksrutsch – Einbruch der SVP
Der Trend der Gemeindewahlen 2018 bestätigt sich. Die linken und grünen Parteien (SP, Grüne, AL, PdA, Die Guten) legen um 20‘000 Wählende von 85’721 auf 105’562 zu, in Prozenten von 29.91% auf 34.63%. In absoluten Zahlen verzeichnen alle Linksparteien einen Zuwachs: Grüne +15’662, SP +2’495, AL +1’060 sowie PdA (+530) und die Guten (+260), die beide erstmals kandidieren. Prozentual resultiert bei der SP ein leichter Rückgang und ein Sitzverlust, der jedoch durch den Mandatsgewinn der AL kompensiert wird.
Die Rechtsparteien (SVP, FDP, EDU) büssen gegenüber 2015 über 14’000 Wählerinnen und Wähler ein und fallen von 50.01% auf 42.39% zurück. Sie verlieren zusammen 12 Sitze, die Mehrheit im Parlament und die EDU zudem den Fraktionsstatus. Hauptverliererin ist die SVP, die von 30.02% auf 24.46% absackt (- 9 Sitze).
Mit 63 Sitzen verfügt Linksgrün neu über die Sperrminderheit von einem Drittel der Sitze, die für ein Behördenreferendum und für die dringliche Behandlung von Vorstössen erforderlich ist. Zusammen mit den Grünliberalen (23 Sitze) fehlen nur vier Stimmen zum absoluten Mehr, was für ökologische Anliegen neue Perspektiven eröffnet.
AL gewinnt als einzige neben Grünen und Grünliberalen
Wie schon 2015 gehört die AL erneut zu den Gewinnern. Ohne Grün im Namen ist sie neben den Grünen und Grünliberalen die einzige Partei, die an Stimmenprozenten und Mandaten zulegen kann. Bereits 2015 machte die AL einen gewaltigen Sprung nach vorne und steigerte ihre Wählerzahl um drei Viertel von 4’935 auf 8’533. Jetzt legt sie nochmals auf 9’593 Wähler zu (+1’060). Der Wähleranteil erhöht sich leicht von 2.98% auf 3.17%. Dieser Zuwachs reicht für den Gewinn des 2015 nur knapp verfehlten sechsten Sitzes. Ein siebter Sitz liegt ausser Reichweite; dafür wären gut 1’200 zusätzliche Wählerinnen und Wähler nötig gewesen, auch mit den Stimmen von PdA und die Guten hätte es nicht gereicht.
Im Zeitvergleich zeigt sich ein stetiger Anstieg seit 2007:
Jahr |
Wähler |
Prozent |
2007 |
3 526 |
1.26% |
2011 |
4 935 |
1.63% |
2015 |
8 533 |
2.98% |
2019 |
9 593 |
3.15% |
Leichter Rückschlag in der Stadt – AL goes Agglo
In absoluten Wählerzahlen macht die AL sowohl in den Städten Zürich (+547) und Winterthur (+85) wie in den Landbezirken (+428) vorwärts, verzeichnet jedoch in Zürich prozentual einen leichten Rückschlag von 7.77% auf 7.37%, da sie mit der steigenden Wahlbeteiligung nicht voll mithalten kann. Dem Ziel, in der Agglomeration Fuss zu fassen – Wahlkampfmotto «AL goes Agglo» – sind wir ein Schrittchen näher gekommen. Ausser in Affoltern, Meilen und Winterthur-Land gewinnt die AL überall zusätzliche Wähler*innen. Wenn auch auf tiefem Niveau, legen wir vor allem in den stadtnahen Agglobezirken Uster (+0.47%), Bülach (+0.40%) und Dielsdorf (+0.30%) sowie in Pfäffikon (+0.37%) zu.
Nationalratssitz in Griffnähe
Zusammen mit der PdA kommt die AL auf 10’123 Wähler*innen. Wenn die beiden Parteien diese Zahl im Herbst halten können, liegt ein Restmandat bei den Nationalratswahlen im Bereich des Möglichen.
Niklaus Scherr
Aus: AL-Info 19/03 (April 2019)